sprache als thema

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#7
regeln sind durchaus sinnvoll: in ihrem gültigkeitsbereich.
nicht in ihren gültigkeitsbereich fallen die kunst und/oder die selbstdarstellung.

strawinsky hat bei der uraufführung des sacre du printemps in paris 1913 einen skandal hervorgerufen.
viele künstler werten einen skandal als positiv, weil er der nachweis ist, daß sie regeln gebrochen und somit etwas neues geschaffen haben.

manche leute stellen sich -mehr oder weniger unbewußt - selbst dar, indem sie möglichst regelkonform aufzutreten versuchen.
andere wiederum versuchen das gegenteil: sie machen es sich zur regel, regeln zu brechen.
(was von ästhetisch veranlagten menschen als inkonsistent, also häßlich empfunden wird.
(sofern sie nicht inkonsistenz als positiv empfinden. Smile ))

regeln sind nicht unproblematisch. gerade bei sprachen, da sprachen lebendige gebilde sind, regeln jedoch stark zur verstarrung drängen.
warum wurde das ph bei griechischen fremdwörtern abgeschafft? muß der mathematiker (warum nicht matematiker?) jetzt vom grafen einer kurve schreiben? oder wird hier die regel per ausnahme gebrochen? und warum gilt diese ausnahmeregel nicht bei telefon?

der user ("benutzer" - welch ein häßliches wort in diesem zusammenhang) hush1 aus dem PhysOrg-forum steht sogar auf dem standpunkt, es gebe nur eine einzige sprache auf diesem planeten, von der wir alle lediglich teilmengen kennen oder gar beherrschen. warum also sollte jemand, dessen wortschatz relativ groß ist, nicht schreiben, wie ihm der schnabel gewachsen ist, sondern seine ausdrucksmöglichkeiten darauf reduzieren, was einem potentiellen leser die inanspruchnahme von hilfsmitteln erspart, während jemandem, dessen wortschatz relativ gering ist, sein schreiben, wie ihm der schnabel gewachsen ist selbstverständlich zuzugestehen ist?

anmerkung 1:
meine schwiegermutter ist (zweisprachige) analphabetin und ich verehre sie.
(ich gehe davon aus, daß alle hier im forum wissen, wieso manche älteren griechinnen analphabetinnen sind.)

anmerkung 2:
ich bin allen autoren aller bücher, die ich jemals gelesen habe, für jedes wort und jede redewendung dankbar, die nachzuschlagen ich gezwungen war. sie haben mir die welt geöffnet und mir ermöglicht, mich selbst besser zu verstehen.

denn
die grenzen meiner sprache sind die grenzen meiner welt.
[ludwig wittgenstein]
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#7
regeln sind durchaus sinnvoll: in ihrem gültigkeitsbereich.
nicht in ihren gültigkeitsbereich fallen die kunst und/oder die selbstdarstellung.

strawinsky hat bei der uraufführung des sacre du printemps in paris 1913 einen skandal hervorgerufen.
viele künstler werten einen skandal als positiv, weil er der nachweis ist, daß sie regeln gebrochen und somit etwas neues geschaffen haben.

manche leute stellen sich -mehr oder weniger unbewußt - selbst dar, indem sie möglichst regelkonform aufzutreten versuchen.
andere wiederum versuchen das gegenteil: sie machen es sich zur regel, regeln zu brechen.
(was von ästhetisch veranlagten menschen als inkonsistent, also häßlich empfunden wird.
(sofern sie nicht inkonsistenz als positiv empfinden. Smile ))

regeln sind nicht unproblematisch. gerade bei sprachen, da sprachen lebendige gebilde sind, regeln jedoch stark zur verstarrung drängen.
warum wurde das ph bei griechischen fremdwörtern abgeschafft? muß der mathematiker (warum nicht matematiker?) jetzt vom grafen einer kurve schreiben? oder wird hier die regel per ausnahme gebrochen? und warum gilt diese ausnahmeregel nicht bei telefon?

der user ("benutzer" - welch ein häßliches wort in diesem zusammenhang) hush1 aus dem PhysOrg-forum steht sogar auf dem standpunkt, es gebe nur eine einzige sprache auf diesem planeten, von der wir alle lediglich teilmengen kennen oder gar beherrschen. warum also sollte jemand, dessen wortschatz relativ groß ist, nicht schreiben, wie ihm der schnabel gewachsen ist, sondern seine ausdrucksmöglichkeiten darauf reduzieren, was einem potentiellen leser die inanspruchnahme von hilfsmitteln erspart, während jemandem, dessen wortschatz relativ gering ist, sein schreiben, wie ihm der schnabel gewachsen ist selbstverständlich zuzugestehen ist?

anmerkung 1:
meine schwiegermutter ist (zweisprachige) analphabetin und ich verehre sie.
(ich gehe davon aus, daß alle hier im forum wissen, wieso manche älteren griechinnen analphabetinnen sind.)

anmerkung 2:
ich bin allen autoren aller bücher, die ich jemals gelesen habe, für jedes wort und jede redewendung dankbar, die nachzuschlagen ich gezwungen war. sie haben mir die welt geöffnet und mir ermöglicht, mich selbst besser zu verstehen.

denn
die grenzen meiner sprache sind die grenzen meiner welt.
[ludwig wittgenstein]
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sprache als thema - von nomas - 30.06.2011, 08:27:29

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