Offener Brief einer Griechin an Griechenland

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#1
Die ursprüngliche Empfängerin dieser Mail, eine englische Tierschützerin, wurde von der Autorin ausdrücklich um deren Verbreitung gebeten.

Ein offener Brief an Griechenland:
an seine Verwaltungen, seine Medien und seine Bürger
von Anna Pouliou, Brüssel


Serres 1981:
Ich war vielleicht 8 Jahre alt. Unser Auto stieß auf der Straße mit einem Hund zusammen. Mein Onkel stieg aus und sah nur nach dem Nummernschild unseres Autos, das von dem Vorfall verbogen worden war. Er bog es zurecht, und wir fuhren weiter. Noch heute frage ich mich, was aus diesem armen Hund geworden ist.

Thessaloniki 1994:
Penelope (so hatte mein Freund Kostas sie getauft), eine graue Katze, die auf dem Universitätscampus von Thessaloniki lebte, spielt mit ihren zwei Kätzchen. Es ist ein wunderschöner Anblick. Einige Tage später hörten wir, dass sie von vorbeikommenden Drogensüchtigen grausam gefoltert worden sei. Stundenlang waren die Schreie der armen Kreatur zu hören. Anscheinend hat das niemanden gekümmert.

Athen 1997:
In Margaritas Garten vergiftet ein Nachbar systematisch alle Katzen, Streuner oder nicht, während in Kostas Nachbarschaft eine alte Dame stolz ist auf die Tatsache, dass sie allen streunenden Hunden mit zerstoßenem Glas versetztes Fleisch gibt. Niemand sagt irgend etwas.

Dies ist das Land, in dem ich aufwuchs. Ich denke, dass jeder Grieche/jede Griechin sich an ähnliche Vorfälle aus seinem oder ihrem Leben erinnern kann.

Ich erinnere mich nicht daran, dass mich die griechische Schule, die ich so sehr liebte, jemals lehrte, wie man Tiere behandelt. Ich lernte das viel später für mich alleine, als ich nach weiterer Information über Tierschutz suchte, als ich im Ausland war, und als ich die versteckte Weisheit in den Arbeiten der alten griechischen Gelehrten suchte. Und ich wurde schließlich ein besserer Mensch, als ich einen hungernden Streuner rettete, der mir dafür seine ausschließliche, absolute Liebe gab (so, wie sie nur Tiere geben können)

Brüssel, Belgien 1994...
Ein türkischer Immigrant schlägt erbarmungslos seinen deutschen Schäferhund und wirft ihn mit gebrochenen Beinen auf die Straße. Anscheinend war der Hund krank und dann eine Last für den Türken geworden, so dass er ihn loswerden wollte. Jacqueline, meine Nachbarin in Brüssel, nahm Iluna (wie sie sie nannte) auf, behandelte sie mit großen Mühen und adoptierte sie. Sie liebte Iluna und sorgte jahrelang für sie. Ich sah, wie Jacqueline weinte, als Iluna vor zwei Jahren starb. Sogar heute noch treten ihr Tränen in die Augen, wenn sie an sie denkt. Sie denkt niemals an die 2.000 €, die sie für die letzte Operation ausgab, um sie zu retten.

Mailand, Italien 2000…
Die Nachbarn meiner Freundin Roberta nehmen ein Kätzchen auf. Sie wollen, dass ihre Kinder beim Aufwachsen Empfindsamkeit, Erbarmen und Verantwortung entwickeln. Welchen besseren Weg gibt es, dies zu erreichen, als durch das Aufnehmen eines Tieres?

Ich könnte so viele Beispiele nennen. Und es ist so schwierig, dass ich als Griechin zugeben muss, dass ich in keinem anderen Land der Europäischen Union (vor ihrer Erweiterung) auf einen solchen Mangel an Empfindsamkeit und auf so viel Ignoranz gestoßen bin wie innerhalb meines eigenen Landes. In keiner anderen Stadt in Europa bin ich so vielem stillen Schmerz von Tieren begegnet wie täglich in Griechenland.

Reims, Frankreich 2004…
In einem Buch-Antiquariat entdeckte ich ein Buch auf Französisch, das von 1817 stammt. Es heißt "Wie man für Tiere sorgt". 1817!! Überlegen Sie mal!! Wo war mein Land 1817? Und selbst nach unserer Befreiung von der türkischen Besatzung oder später, nach unserem Beitritt in die Europäische Gemeinschaft - welche Schritte haben wir unternommen, um unsere ekelerregende Mentalität gegenüber den Tieren zu ändern?

Ich erinnere ich mich an den Hund von Odysseus aus Homers Odyssee, der geduldig auf seinen Meister wartete, bevor er sterben konnte. Was geschah mit der Empfindsamkeit, der Geistesgröße, die der Grieche vor Tausenden von Jahren hatte? Ich fühle mich so traurig, denn solche Beispiele aus den Tiefen unserer Vergangenheit lassen die erbärmliche Verfassung, auf die wir heutzutage reduziert sind, umso tragischer erscheinen.

Griechenland heute...
Die großen Nachrichten sind die Olympischen Spiele. Und es ist traurig, dass sich ihre Bedeutung gewandelt hat. Statt die Versöhnung von Staaten und Kultur zu symbolisieren wie in alten Zeiten, sind sie auf die Vorbereitung eines Festchens, auf den Spott der internationalen Gemeinschaft und auf einen unfairen, völlig unbegründeten und rassistischen Angriff gegen ausländische Tierfreunde reduziert worden.

Ich beziehe mich nicht auf die Details von Massenvergiftungen. Diese sind als Folge von Zeitungsartikeln (griechischen und ausländischen) und Fernsehsendungen bereits allseits bekannt. Der Anblick gefolterter und hungernder Tiere wird die Olympische Feier offensichtlich stören, und wir suchen nach Wegen, sie dazu zu bringen zu verschwinden (in einer Essenz von Gift und zerstoßenem Glas!). Das betreffende Gesetz von 2003 wurde verabschiedet, um Sand in die Augen der internationalen Gemeinschaft zu streuen. Es wird nicht durchgesetzt, und es scheint auch nicht so, als werde es jemals durchgesetzt werden. Sind wir dann bereit für die Feier? Wie schrecklich ist mein modernes Griechenland geworden! Kein Erbarmen für ein Leben, das auf den Straßen unseres Landes kämpft, kein Konzept einer mitfühlenden Zivilisation?

Leider hatten Sie Recht, großer Giorgos Seferis: "Griechenland verursacht mir Schmerz, wo immer ich gehe."

Inzwischen erhalte ich in Brüssel, wo ich jetzt lebe (zu meiner großen Verlegenheit) ständig Artikel über das schändliche Benehmen meiner Landsleute in Bezug auf streunende Tiere. Diese Artikel kreisen um die Welt und schaden unserer Kultur, unserem Tourismus und unserer Würde. Ich erhielt auch ein paar Briefe von einigen meiner Landsleute. Ich schämte mich, weil diese Briefe - von Griechen – deren Bildungsmangel und Ignoranz hervorheben. Einige Damen wachten eines Morgens auf und bildeten sich ein, dass einige "Ausländer" (wie sie sie nennen) Hunde und Katzen wegen deren Felle und für Versuche aus Griechenland herausschaffen!!!!!! Gleichzeitig frage ich mich, wie der Bildungsstand und die kulturelle Ebene von jemandem beschaffen ist, der eine unglückselige Kreatur einen "aasfressenden Mischling" nennt, wie es diese Damen in ihren Briefen wiederholt tun!

Das Szenario (gemäß den anklagenden 'Damen'Wink:

"Ausländische Tierärzte gehen nach Griechenland, sterilisieren, impfen und behandeln streunenden Tieren auf Kosten von ausländischen Tierfreunden gegen Parasiten, um sie wegen ihrer Felle und für Versuchszwecke ins Ausland zu transportieren."

Hört auf! Haben meine Landsleute nicht begriffen, dass die Kosten so hoch sind, dass es sich wirtschaftlich einfach nicht lohnt, streunende Tiere für diesen Zweck zu verwenden? Ich habe viele Briefe an Firmen gesandt, die Versuche unternehmen, und ich weiß, dass sie versuchen, die Kosten zu reduzieren. Sie haben es nicht nötig, 10 - 12 € pro Kilo für den Transfer von Tieren aus Griechenland zahlen. Und warum sollte man sie sterilisieren und impfen (zusätzliche Kosten), wenn sie für Versuche verwenden werden?

Das Szenario gleicht immer mehr Science Fiction:

Von den ausländischen Tierfreunden wird angenommen, dass sie 'bezahlte Agenten' dieser Firmen sind, denn wie sonst hätten sie das Geld und die Zeit, sich mit streunenden Tieren zu beschäftigen? Und – wichtiger - warum beschäftigen sie sich (mit streunenden Tieren)?"

Die Wahrheit ist: weil sie ein Herz und Empfindsamkeit haben. Weil sie in einer Gesellschaft aufgewachsen und in Schulen gegangen sind, welche diese Empfindsamkeit genährt haben. Sie haben selbst Tiere und sind daran gewöhnt, für deren Sicherheit und Gesundheit zu zahlen. Sehr geehrte Damen, beurteilen Sie nicht jeden nach Ihren eigenen Standards.

Fragen Sie sich, woher sie das Geld nehmen, um ihre barmherzige Arbeit zu finanzieren? Es kommt in der Tat von Leuten, die glücklicherweise nicht denken wie Sie. Ich habe selbst dazu beigetragen, Medikamente zu senden und geholfen, Geld zu sammeln, so wie es auch andere Kollegen und Freunde in Brüssel getan haben. Viele von ihnen sind Griechen wie ich selbst, und wir alle schämen uns wegen des Phänomens der streunenden Tiere in unserem Land.

Ein anderes Argument von irregeführten Griechen:

"Warum retten sie nicht die Tiere in ihren eigenen Ländern?"

Wer sagt Ihnen, dass sie nicht versuchen, eben genau das auch zu tun? Tatsache ist, dass das Phänomen von streunenden Tieren in nordwesteuropäischen Ländern nirgends auch nur annähernd so schwerwiegend wie in Griechenland ist. Sie kämpfen gegen mitfühlende Leute, die auf der ganzen Welt um das Wohl der Tiere kämpfen!
Haben Sie einmal darüber nachgedacht, warum sie alle nach Griechenland kommen, um Tiere zu retten? Der Grund ist, weil wir Griechen zeigen, dass es uns nicht zu interessieren scheint!

Schließlich: Warum ist es uns wichtig, was aus all jenen Tieren wird (die von uns 'zivilisierten' Griechen als Abfall betrachtet werden), sobald sie ins Ausland transportiert wurden? Lassen Sie uns annehmen, dass sie in Versuche gehen. Wenn wir wegen dieser Möglichkeit so besorgt sind, warum nehmen wir diese armen Tiere nicht in unsere eigenen griechischen Häuser auf? Warum lehren wir unsere Kinder nicht, sie zu lieben?

Alle diese absurden Behauptungen wären Science Fiction geblieben, wenn die Veterinärabteilung des griechischen Landwirtschaftsministeriums sie nicht geglaubt und die Hoffnung vieler unglückseliger Tiere zerstört hätte, die sonst ein liebevolles Zuhause im Ausland gefunden hätten. Stattdessen wird es mit dem neuen Verfahren (wie mit jedem staatlichen bürokratischen Verfahren) praktisch unmöglich, dass ein Ausländer ein Tier in Griechenland übernimmt, und es wird zu einer weiteren wunderbaren Gelegenheit für einige Angestellte im öffentlichen Dienst, Bestechungsgelder von den guten Menschen zu verlangen, die versuchen, Tiere in ein Zuhause im Ausland zu senden.

Sind diese Frauen, die mit Aufruhr Geschäfte machen und die Landwirtschaftsabteilung stolz darauf, was sie getan haben? Sie haben sogar die Basis des griechischen Strafrechtsprinzips umgedreht, wonach es der Ankläger ist, der dem Angeklagten die Schuld beweisen muss und nicht Sache des Angeklagten, seine/ihre Unschuld zu beweisen. Aber mit der Hilfe der irregeführten griechischen Medien wurde gegen völlig unschuldige Tierschützer das Urteil "schuldig" ausgesprochen.

Mein Ton ist kritisch gegen meinem eigenen Vaterland. Wer jedoch sein Land liebt, hat zwei Möglichkeiten:
1) Man kann sein Land und seine schlechten Praktiken in jeder Situation verteidigen, oder:
2) man kann sie ans Tageslicht bringen und Lösungen suchen, weil man an sein Land glaubt.
Falls jemand fragt, warum eine Griechin beschlossen hat, dies alles zu schreiben: Ich wählte die zweite Möglichkeit.

Ich möchte einen Appell an Griechenland richten…
An die griechischen Lehrer ... bitte sensibilisieren Sie unsere Kinder in der Schule in Richtung auf die Tiere.

An die griechischen Priester ... bitte sensibilisieren Sie Ihre Herde gegenüber den stummen Qualen der unschuldigen Kreaturen Gottes.

An alle meine Landsleute… bitte drehen Sie sich um und schauen sich den traurigen Anblick der leidenden streunenden Tiere an. Nehmen Sie eines auf, und lassen sie es zu seinem eigenen Schutz sterilisieren. Es gibt keinen Grund dafür, dass sich Tiere in großen Städten ungeprüft vermehren. Das Schicksal dieser Welpen und Kätzchen wird sein, dass sie unter den Rädern eines Autos enden.

Und schließlich bitte ich den griechischen Staat (aber mit wenig Hoffnung), endlich aufzuwachen. Wir Griechen sind in der Lage, besser zu sein, als wir glauben.

"Menschen, die Tiere töten, töten sich auch gegenseitig. Wer Tod und Schmerz sät, kann nicht die Früchte von Freude und Liebe ernten." (Pythagoras)
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#1
Die ursprüngliche Empfängerin dieser Mail, eine englische Tierschützerin, wurde von der Autorin ausdrücklich um deren Verbreitung gebeten.

Ein offener Brief an Griechenland:
an seine Verwaltungen, seine Medien und seine Bürger
von Anna Pouliou, Brüssel


Serres 1981:
Ich war vielleicht 8 Jahre alt. Unser Auto stieß auf der Straße mit einem Hund zusammen. Mein Onkel stieg aus und sah nur nach dem Nummernschild unseres Autos, das von dem Vorfall verbogen worden war. Er bog es zurecht, und wir fuhren weiter. Noch heute frage ich mich, was aus diesem armen Hund geworden ist.

Thessaloniki 1994:
Penelope (so hatte mein Freund Kostas sie getauft), eine graue Katze, die auf dem Universitätscampus von Thessaloniki lebte, spielt mit ihren zwei Kätzchen. Es ist ein wunderschöner Anblick. Einige Tage später hörten wir, dass sie von vorbeikommenden Drogensüchtigen grausam gefoltert worden sei. Stundenlang waren die Schreie der armen Kreatur zu hören. Anscheinend hat das niemanden gekümmert.

Athen 1997:
In Margaritas Garten vergiftet ein Nachbar systematisch alle Katzen, Streuner oder nicht, während in Kostas Nachbarschaft eine alte Dame stolz ist auf die Tatsache, dass sie allen streunenden Hunden mit zerstoßenem Glas versetztes Fleisch gibt. Niemand sagt irgend etwas.

Dies ist das Land, in dem ich aufwuchs. Ich denke, dass jeder Grieche/jede Griechin sich an ähnliche Vorfälle aus seinem oder ihrem Leben erinnern kann.

Ich erinnere mich nicht daran, dass mich die griechische Schule, die ich so sehr liebte, jemals lehrte, wie man Tiere behandelt. Ich lernte das viel später für mich alleine, als ich nach weiterer Information über Tierschutz suchte, als ich im Ausland war, und als ich die versteckte Weisheit in den Arbeiten der alten griechischen Gelehrten suchte. Und ich wurde schließlich ein besserer Mensch, als ich einen hungernden Streuner rettete, der mir dafür seine ausschließliche, absolute Liebe gab (so, wie sie nur Tiere geben können)

Brüssel, Belgien 1994...
Ein türkischer Immigrant schlägt erbarmungslos seinen deutschen Schäferhund und wirft ihn mit gebrochenen Beinen auf die Straße. Anscheinend war der Hund krank und dann eine Last für den Türken geworden, so dass er ihn loswerden wollte. Jacqueline, meine Nachbarin in Brüssel, nahm Iluna (wie sie sie nannte) auf, behandelte sie mit großen Mühen und adoptierte sie. Sie liebte Iluna und sorgte jahrelang für sie. Ich sah, wie Jacqueline weinte, als Iluna vor zwei Jahren starb. Sogar heute noch treten ihr Tränen in die Augen, wenn sie an sie denkt. Sie denkt niemals an die 2.000 €, die sie für die letzte Operation ausgab, um sie zu retten.

Mailand, Italien 2000…
Die Nachbarn meiner Freundin Roberta nehmen ein Kätzchen auf. Sie wollen, dass ihre Kinder beim Aufwachsen Empfindsamkeit, Erbarmen und Verantwortung entwickeln. Welchen besseren Weg gibt es, dies zu erreichen, als durch das Aufnehmen eines Tieres?

Ich könnte so viele Beispiele nennen. Und es ist so schwierig, dass ich als Griechin zugeben muss, dass ich in keinem anderen Land der Europäischen Union (vor ihrer Erweiterung) auf einen solchen Mangel an Empfindsamkeit und auf so viel Ignoranz gestoßen bin wie innerhalb meines eigenen Landes. In keiner anderen Stadt in Europa bin ich so vielem stillen Schmerz von Tieren begegnet wie täglich in Griechenland.

Reims, Frankreich 2004…
In einem Buch-Antiquariat entdeckte ich ein Buch auf Französisch, das von 1817 stammt. Es heißt "Wie man für Tiere sorgt". 1817!! Überlegen Sie mal!! Wo war mein Land 1817? Und selbst nach unserer Befreiung von der türkischen Besatzung oder später, nach unserem Beitritt in die Europäische Gemeinschaft - welche Schritte haben wir unternommen, um unsere ekelerregende Mentalität gegenüber den Tieren zu ändern?

Ich erinnere ich mich an den Hund von Odysseus aus Homers Odyssee, der geduldig auf seinen Meister wartete, bevor er sterben konnte. Was geschah mit der Empfindsamkeit, der Geistesgröße, die der Grieche vor Tausenden von Jahren hatte? Ich fühle mich so traurig, denn solche Beispiele aus den Tiefen unserer Vergangenheit lassen die erbärmliche Verfassung, auf die wir heutzutage reduziert sind, umso tragischer erscheinen.

Griechenland heute...
Die großen Nachrichten sind die Olympischen Spiele. Und es ist traurig, dass sich ihre Bedeutung gewandelt hat. Statt die Versöhnung von Staaten und Kultur zu symbolisieren wie in alten Zeiten, sind sie auf die Vorbereitung eines Festchens, auf den Spott der internationalen Gemeinschaft und auf einen unfairen, völlig unbegründeten und rassistischen Angriff gegen ausländische Tierfreunde reduziert worden.

Ich beziehe mich nicht auf die Details von Massenvergiftungen. Diese sind als Folge von Zeitungsartikeln (griechischen und ausländischen) und Fernsehsendungen bereits allseits bekannt. Der Anblick gefolterter und hungernder Tiere wird die Olympische Feier offensichtlich stören, und wir suchen nach Wegen, sie dazu zu bringen zu verschwinden (in einer Essenz von Gift und zerstoßenem Glas!). Das betreffende Gesetz von 2003 wurde verabschiedet, um Sand in die Augen der internationalen Gemeinschaft zu streuen. Es wird nicht durchgesetzt, und es scheint auch nicht so, als werde es jemals durchgesetzt werden. Sind wir dann bereit für die Feier? Wie schrecklich ist mein modernes Griechenland geworden! Kein Erbarmen für ein Leben, das auf den Straßen unseres Landes kämpft, kein Konzept einer mitfühlenden Zivilisation?

Leider hatten Sie Recht, großer Giorgos Seferis: "Griechenland verursacht mir Schmerz, wo immer ich gehe."

Inzwischen erhalte ich in Brüssel, wo ich jetzt lebe (zu meiner großen Verlegenheit) ständig Artikel über das schändliche Benehmen meiner Landsleute in Bezug auf streunende Tiere. Diese Artikel kreisen um die Welt und schaden unserer Kultur, unserem Tourismus und unserer Würde. Ich erhielt auch ein paar Briefe von einigen meiner Landsleute. Ich schämte mich, weil diese Briefe - von Griechen – deren Bildungsmangel und Ignoranz hervorheben. Einige Damen wachten eines Morgens auf und bildeten sich ein, dass einige "Ausländer" (wie sie sie nennen) Hunde und Katzen wegen deren Felle und für Versuche aus Griechenland herausschaffen!!!!!! Gleichzeitig frage ich mich, wie der Bildungsstand und die kulturelle Ebene von jemandem beschaffen ist, der eine unglückselige Kreatur einen "aasfressenden Mischling" nennt, wie es diese Damen in ihren Briefen wiederholt tun!

Das Szenario (gemäß den anklagenden 'Damen'Wink:

"Ausländische Tierärzte gehen nach Griechenland, sterilisieren, impfen und behandeln streunenden Tieren auf Kosten von ausländischen Tierfreunden gegen Parasiten, um sie wegen ihrer Felle und für Versuchszwecke ins Ausland zu transportieren."

Hört auf! Haben meine Landsleute nicht begriffen, dass die Kosten so hoch sind, dass es sich wirtschaftlich einfach nicht lohnt, streunende Tiere für diesen Zweck zu verwenden? Ich habe viele Briefe an Firmen gesandt, die Versuche unternehmen, und ich weiß, dass sie versuchen, die Kosten zu reduzieren. Sie haben es nicht nötig, 10 - 12 € pro Kilo für den Transfer von Tieren aus Griechenland zahlen. Und warum sollte man sie sterilisieren und impfen (zusätzliche Kosten), wenn sie für Versuche verwenden werden?

Das Szenario gleicht immer mehr Science Fiction:

Von den ausländischen Tierfreunden wird angenommen, dass sie 'bezahlte Agenten' dieser Firmen sind, denn wie sonst hätten sie das Geld und die Zeit, sich mit streunenden Tieren zu beschäftigen? Und – wichtiger - warum beschäftigen sie sich (mit streunenden Tieren)?"

Die Wahrheit ist: weil sie ein Herz und Empfindsamkeit haben. Weil sie in einer Gesellschaft aufgewachsen und in Schulen gegangen sind, welche diese Empfindsamkeit genährt haben. Sie haben selbst Tiere und sind daran gewöhnt, für deren Sicherheit und Gesundheit zu zahlen. Sehr geehrte Damen, beurteilen Sie nicht jeden nach Ihren eigenen Standards.

Fragen Sie sich, woher sie das Geld nehmen, um ihre barmherzige Arbeit zu finanzieren? Es kommt in der Tat von Leuten, die glücklicherweise nicht denken wie Sie. Ich habe selbst dazu beigetragen, Medikamente zu senden und geholfen, Geld zu sammeln, so wie es auch andere Kollegen und Freunde in Brüssel getan haben. Viele von ihnen sind Griechen wie ich selbst, und wir alle schämen uns wegen des Phänomens der streunenden Tiere in unserem Land.

Ein anderes Argument von irregeführten Griechen:

"Warum retten sie nicht die Tiere in ihren eigenen Ländern?"

Wer sagt Ihnen, dass sie nicht versuchen, eben genau das auch zu tun? Tatsache ist, dass das Phänomen von streunenden Tieren in nordwesteuropäischen Ländern nirgends auch nur annähernd so schwerwiegend wie in Griechenland ist. Sie kämpfen gegen mitfühlende Leute, die auf der ganzen Welt um das Wohl der Tiere kämpfen!
Haben Sie einmal darüber nachgedacht, warum sie alle nach Griechenland kommen, um Tiere zu retten? Der Grund ist, weil wir Griechen zeigen, dass es uns nicht zu interessieren scheint!

Schließlich: Warum ist es uns wichtig, was aus all jenen Tieren wird (die von uns 'zivilisierten' Griechen als Abfall betrachtet werden), sobald sie ins Ausland transportiert wurden? Lassen Sie uns annehmen, dass sie in Versuche gehen. Wenn wir wegen dieser Möglichkeit so besorgt sind, warum nehmen wir diese armen Tiere nicht in unsere eigenen griechischen Häuser auf? Warum lehren wir unsere Kinder nicht, sie zu lieben?

Alle diese absurden Behauptungen wären Science Fiction geblieben, wenn die Veterinärabteilung des griechischen Landwirtschaftsministeriums sie nicht geglaubt und die Hoffnung vieler unglückseliger Tiere zerstört hätte, die sonst ein liebevolles Zuhause im Ausland gefunden hätten. Stattdessen wird es mit dem neuen Verfahren (wie mit jedem staatlichen bürokratischen Verfahren) praktisch unmöglich, dass ein Ausländer ein Tier in Griechenland übernimmt, und es wird zu einer weiteren wunderbaren Gelegenheit für einige Angestellte im öffentlichen Dienst, Bestechungsgelder von den guten Menschen zu verlangen, die versuchen, Tiere in ein Zuhause im Ausland zu senden.

Sind diese Frauen, die mit Aufruhr Geschäfte machen und die Landwirtschaftsabteilung stolz darauf, was sie getan haben? Sie haben sogar die Basis des griechischen Strafrechtsprinzips umgedreht, wonach es der Ankläger ist, der dem Angeklagten die Schuld beweisen muss und nicht Sache des Angeklagten, seine/ihre Unschuld zu beweisen. Aber mit der Hilfe der irregeführten griechischen Medien wurde gegen völlig unschuldige Tierschützer das Urteil "schuldig" ausgesprochen.

Mein Ton ist kritisch gegen meinem eigenen Vaterland. Wer jedoch sein Land liebt, hat zwei Möglichkeiten:
1) Man kann sein Land und seine schlechten Praktiken in jeder Situation verteidigen, oder:
2) man kann sie ans Tageslicht bringen und Lösungen suchen, weil man an sein Land glaubt.
Falls jemand fragt, warum eine Griechin beschlossen hat, dies alles zu schreiben: Ich wählte die zweite Möglichkeit.

Ich möchte einen Appell an Griechenland richten…
An die griechischen Lehrer ... bitte sensibilisieren Sie unsere Kinder in der Schule in Richtung auf die Tiere.

An die griechischen Priester ... bitte sensibilisieren Sie Ihre Herde gegenüber den stummen Qualen der unschuldigen Kreaturen Gottes.

An alle meine Landsleute… bitte drehen Sie sich um und schauen sich den traurigen Anblick der leidenden streunenden Tiere an. Nehmen Sie eines auf, und lassen sie es zu seinem eigenen Schutz sterilisieren. Es gibt keinen Grund dafür, dass sich Tiere in großen Städten ungeprüft vermehren. Das Schicksal dieser Welpen und Kätzchen wird sein, dass sie unter den Rädern eines Autos enden.

Und schließlich bitte ich den griechischen Staat (aber mit wenig Hoffnung), endlich aufzuwachen. Wir Griechen sind in der Lage, besser zu sein, als wir glauben.

"Menschen, die Tiere töten, töten sich auch gegenseitig. Wer Tod und Schmerz sät, kann nicht die Früchte von Freude und Liebe ernten." (Pythagoras)
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Offener Brief einer Griechin an Griechenland - von Chania - 16.07.2004, 20:45:53

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