Das Schweigen der Lämmer

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#1
Hallo Ihr Lieben,

einen habe ich noch mitgebracht aus dem letzten Urlaub:

Das Schweigen der Lämmer…

…ist zweifellos eines der besten Bücher und Filme der letzten Jahre, aber das soll uns im Moment nicht beschäftigen, denn es geht um Ostern im Allgemeinen und den Ostersonntag im speziellen. Tausende unschuldige Lämmer müssen jedes Jahr in Griechenland ihr Leben lassen, um auf dem Grill zu enden. Aber dazu später mehr.
Nachdem unser Ferienhaus in Ordnung gebracht war, entschlossen wir uns dazu kurzerhand zur Schwester meiner Frau nach Patras auf Peloponnes zu fahren, um dort mir der Familie zu feiern. Das sind von Hanioti im Norden Griechenlands (Chalkidiki) etwas über 500 km, klingt nicht soviel, sind aber auf griechischen Strassen ca. 8 h.
Wir fuhren am Samstagmorgen los, um rechtzeitig da zu sein.
Die Strecke führt erst lange Zeit über Autobahn. Dort erwarten einen moderne Raubritter, die einen alle paar Kilometer um 1,40 € erleichtern. Das funktioniert hervorragend und ohne jeden High-Tech-Schwachsinn. Also Herr Stolpe, nächstes Mal einen Griechenlandurlaub einlegen, den kann man dann sogar noch als Dienstreise abrechnen. Später geht es dann über kurvige Landstrassen besonders in den Bergen. Dort suchen etliche selbsternannte Schumis den Kick beim Überholen in den unübersichtlichen Kurven. Die Panagia am Rückspiegel wird’s schon richten. Spätestens im Tempi-Tal wird man dann durch etliche Blumenkränze wieder an die Folgen des schweren Unfalls zu Ostern letzten Jahres erinnert.
Nach einer kurzen Pause in Itea (nein nicht IKEA), wo wir zu großen Preisen kleine Portionen gegessen haben, ging es mit der Fähre von Antirio nach Rio. Es ist schon ein Wahnsinn, wie viele Autos, Busse, LKWs auf so ein Schiff passen. Lustig ist es die Einweiser zu beobachten, die herumschreien: „ Ela, ela pame, aristera, aristera, dexia, opa!“
Zum Schluss ist das Schiff voll und kein Auto hat eine Beule. An Bord verkaufen Farbige ihre schwarz gebrannten CDs . Von der Fähre aus hat man einen fantastischen Blick auf die Bauarbeiten der Brücke Rio-Antirio. Wahnsinn was so von Menschenhand geschaffen werden kann. Was machen nur die Fähren und deren Personal, wenn die Brücke fertig ist. Werden die alle zu Mautkassierern umgeschult??? Meine Frau sagte, dass sie nicht unbedingt die Erste sein wolle, die nach Fertigstellung die Brücke überquere. Ich konnte sie aber beruhigen, dass es sich nicht um ein rein griechisches Projekt handele.
In Patras angekommen fanden wir dann nach kurzer telefonischer Navigation durch unseren Neffen die neue Wohnung der Familie.
Es gab natürlich ein großes Hallo, tausende Küsse, ein wildes Durcheinander, große Wiedersehensfreude. In Anbetracht der angelegten Vorräte im Haus fragten wir uns, wer wohl noch kommen sollte, aber es war alles für uns. Meine Schwägerin hatte für 100 Leute gekocht. Aber Essen sollte es erst nach der Kirche geben, wenn die Auferstehung Christus um null Uhr gefeiert wird und auch die Fastenzeit nach 40 Tagen endet.
Für Außenstehende mag es ziemlich sinnlos sein, sich für die Kirche die besten Sachen anzuziehen, da überall Böller geworfen werden und jeder seine Kerze dabei hat, die ordentlich Wachs verkleckert. Zu den Böllern sei noch gesagt, dass es sich dabei nicht um so ein verweichlichtes Zeug wie Sylvesterknaller handelt, sondern um Material, das an C 4 erinnert und in Deutschland mit Sicherheit unter das Waffengesetz fallen würde. Lustigerweise stand direkt an der Kirche ein Tanklastzug, ich dachte, den heben sie sich für den Abschluss der Zeremonie auf, er wurde jedoch verschont.
Wieder zu Hause angekommen zogen sich wieder alle um, wahrscheinlich damit man beim essen ordentlich kleckern kann. Traditionell gibt es zu Ostern um Mitternacht die Magheritsa, eine Suppe, die aus Innereien besteht. Mein Fall ist es nicht, besonders jetzt nachdem ich gesehen habe, wie sie gemacht wird. Meine Frau liebt die Suppe, hatte aber meine Schwägerin schon gewarnt, dass ich so etwas nicht mag. Alternativ gab es Kokoretsi, eine Art Souvlaki auch aus Innereien bestehend – super!
Also aß ich zum Besorgnis der ganzen Familie Salat. In Griechenland nicht zu essen ist in der Familie eine Katastrophe. Alle fragten mich pausenlos, ob alles in Ordnung ist und konnten nicht glauben, dass ich glücklich bin mit meinem Salat. Wir tranken und erzählten noch bis spät in die Nacht.
Am nächsten morgen drehte sich schon der Mitsos, so heißt das Lamm in unserer Familie, auf dem Spieß über der Holzkohle, als ich aufstand. Für nordeuropäische Verhältnisse mag es ein bisschen komisch sein, ein ganzes Tier auszunehmen (daraus die Magheritsa machen), zu füllen und zu grillen. All denen die das eklig finden sei aber gesagt, dass das unter Rotlicht bestrahlte Schnitzel in der Vitrine des Supermarktes auch einmal ein Schwein war, das sich im Schlamm gesuhlt hat. Was von beiden frischer und gesünder ist, darf jeder selbst entscheiden. BSE und Schweinepest sind in Griechenland meinem Wissen nach unbekannt.
Interessant finde ich, dass es zu Ostern überall Motoren zu kaufen gibt (den Spieß doro), die einem das Drehen von Hand abnehmen sollen, aber niemand diese verwendet. Gerade das Drehen macht für die Grillmeister den Spaß aus, zumal man dabei derart der Hitze ausgesetzt ist, dass man ein hervorragendes Alibi für den ausgetrunkenen Kasten Bier hat. Wink
Nach drei Stunden war Mitsos fertig und wurde in essbare Portionen zerlegt.
Wir aßen alle zusammen und der Familienfrieden war wieder hergestellt, da es mir auch schmeckte. Kali Orexi!

Gruß Stephan
http://www.villa-zoi.com>http://www.villa-zoi.com</A> Ferienhaus in Griechenland (Chalkidiki/Kassandra)
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#1
Hallo Ihr Lieben,

einen habe ich noch mitgebracht aus dem letzten Urlaub:

Das Schweigen der Lämmer…

…ist zweifellos eines der besten Bücher und Filme der letzten Jahre, aber das soll uns im Moment nicht beschäftigen, denn es geht um Ostern im Allgemeinen und den Ostersonntag im speziellen. Tausende unschuldige Lämmer müssen jedes Jahr in Griechenland ihr Leben lassen, um auf dem Grill zu enden. Aber dazu später mehr.
Nachdem unser Ferienhaus in Ordnung gebracht war, entschlossen wir uns dazu kurzerhand zur Schwester meiner Frau nach Patras auf Peloponnes zu fahren, um dort mir der Familie zu feiern. Das sind von Hanioti im Norden Griechenlands (Chalkidiki) etwas über 500 km, klingt nicht soviel, sind aber auf griechischen Strassen ca. 8 h.
Wir fuhren am Samstagmorgen los, um rechtzeitig da zu sein.
Die Strecke führt erst lange Zeit über Autobahn. Dort erwarten einen moderne Raubritter, die einen alle paar Kilometer um 1,40 € erleichtern. Das funktioniert hervorragend und ohne jeden High-Tech-Schwachsinn. Also Herr Stolpe, nächstes Mal einen Griechenlandurlaub einlegen, den kann man dann sogar noch als Dienstreise abrechnen. Später geht es dann über kurvige Landstrassen besonders in den Bergen. Dort suchen etliche selbsternannte Schumis den Kick beim Überholen in den unübersichtlichen Kurven. Die Panagia am Rückspiegel wird’s schon richten. Spätestens im Tempi-Tal wird man dann durch etliche Blumenkränze wieder an die Folgen des schweren Unfalls zu Ostern letzten Jahres erinnert.
Nach einer kurzen Pause in Itea (nein nicht IKEA), wo wir zu großen Preisen kleine Portionen gegessen haben, ging es mit der Fähre von Antirio nach Rio. Es ist schon ein Wahnsinn, wie viele Autos, Busse, LKWs auf so ein Schiff passen. Lustig ist es die Einweiser zu beobachten, die herumschreien: „ Ela, ela pame, aristera, aristera, dexia, opa!“
Zum Schluss ist das Schiff voll und kein Auto hat eine Beule. An Bord verkaufen Farbige ihre schwarz gebrannten CDs . Von der Fähre aus hat man einen fantastischen Blick auf die Bauarbeiten der Brücke Rio-Antirio. Wahnsinn was so von Menschenhand geschaffen werden kann. Was machen nur die Fähren und deren Personal, wenn die Brücke fertig ist. Werden die alle zu Mautkassierern umgeschult??? Meine Frau sagte, dass sie nicht unbedingt die Erste sein wolle, die nach Fertigstellung die Brücke überquere. Ich konnte sie aber beruhigen, dass es sich nicht um ein rein griechisches Projekt handele.
In Patras angekommen fanden wir dann nach kurzer telefonischer Navigation durch unseren Neffen die neue Wohnung der Familie.
Es gab natürlich ein großes Hallo, tausende Küsse, ein wildes Durcheinander, große Wiedersehensfreude. In Anbetracht der angelegten Vorräte im Haus fragten wir uns, wer wohl noch kommen sollte, aber es war alles für uns. Meine Schwägerin hatte für 100 Leute gekocht. Aber Essen sollte es erst nach der Kirche geben, wenn die Auferstehung Christus um null Uhr gefeiert wird und auch die Fastenzeit nach 40 Tagen endet.
Für Außenstehende mag es ziemlich sinnlos sein, sich für die Kirche die besten Sachen anzuziehen, da überall Böller geworfen werden und jeder seine Kerze dabei hat, die ordentlich Wachs verkleckert. Zu den Böllern sei noch gesagt, dass es sich dabei nicht um so ein verweichlichtes Zeug wie Sylvesterknaller handelt, sondern um Material, das an C 4 erinnert und in Deutschland mit Sicherheit unter das Waffengesetz fallen würde. Lustigerweise stand direkt an der Kirche ein Tanklastzug, ich dachte, den heben sie sich für den Abschluss der Zeremonie auf, er wurde jedoch verschont.
Wieder zu Hause angekommen zogen sich wieder alle um, wahrscheinlich damit man beim essen ordentlich kleckern kann. Traditionell gibt es zu Ostern um Mitternacht die Magheritsa, eine Suppe, die aus Innereien besteht. Mein Fall ist es nicht, besonders jetzt nachdem ich gesehen habe, wie sie gemacht wird. Meine Frau liebt die Suppe, hatte aber meine Schwägerin schon gewarnt, dass ich so etwas nicht mag. Alternativ gab es Kokoretsi, eine Art Souvlaki auch aus Innereien bestehend – super!
Also aß ich zum Besorgnis der ganzen Familie Salat. In Griechenland nicht zu essen ist in der Familie eine Katastrophe. Alle fragten mich pausenlos, ob alles in Ordnung ist und konnten nicht glauben, dass ich glücklich bin mit meinem Salat. Wir tranken und erzählten noch bis spät in die Nacht.
Am nächsten morgen drehte sich schon der Mitsos, so heißt das Lamm in unserer Familie, auf dem Spieß über der Holzkohle, als ich aufstand. Für nordeuropäische Verhältnisse mag es ein bisschen komisch sein, ein ganzes Tier auszunehmen (daraus die Magheritsa machen), zu füllen und zu grillen. All denen die das eklig finden sei aber gesagt, dass das unter Rotlicht bestrahlte Schnitzel in der Vitrine des Supermarktes auch einmal ein Schwein war, das sich im Schlamm gesuhlt hat. Was von beiden frischer und gesünder ist, darf jeder selbst entscheiden. BSE und Schweinepest sind in Griechenland meinem Wissen nach unbekannt.
Interessant finde ich, dass es zu Ostern überall Motoren zu kaufen gibt (den Spieß doro), die einem das Drehen von Hand abnehmen sollen, aber niemand diese verwendet. Gerade das Drehen macht für die Grillmeister den Spaß aus, zumal man dabei derart der Hitze ausgesetzt ist, dass man ein hervorragendes Alibi für den ausgetrunkenen Kasten Bier hat. Wink
Nach drei Stunden war Mitsos fertig und wurde in essbare Portionen zerlegt.
Wir aßen alle zusammen und der Familienfrieden war wieder hergestellt, da es mir auch schmeckte. Kali Orexi!

Gruß Stephan
http://www.villa-zoi.com>http://www.villa-zoi.com</A> Ferienhaus in Griechenland (Chalkidiki/Kassandra)
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