Warum seid ihr nach GR gezogen?

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#20
(31.10.2011, 02:11:06)Marie schrieb:
(29.10.2011, 13:27:43)nomas schrieb: wer nicht provinziell sein kann oder will, ist nirgendwo zuhause, ist überall fremd.

-->nur wenn man die eigene Örtlichkeit als das Mass aller Dinge nimmt.
genau das wird aber im wort "provinzialität" ausgedrückt.
wobei die provinzialität nicht in der bevorzugung eines (vor allem: geistigen) ortes besteht, sondern in der zugrundeliegenden ablehnung alles unbekannten.

Zitat:Sich an einen Platz emotional gern gebunden fühlen, ist zunächst also doch nix Schlechtes

wer sich in seinem dorf, in seiner sprache, in seiner kultur wohlfühlt,
wohl wissend, dass sich dieses gefühl in nichts unterschiede, wäre er am tage seiner geburt tausende von kilometern weit in ein anderes dorf, eine andere sprache, eine andere kultur verschlagen worden, dem ist provinzialität fremd, weil er weiß, daß er der fremde den meisten gegenüber ist.
er bewertet den anderen nicht aufgrund einer lokalen gebundenheit, wie auch er nicht aufgrund seiner stochastisch gegebenen lokalen gebundenheit bewertet werden kann.

derjenige jedoch, dem als grund für seine ablehnung alles fremden seine eigene, jeder aufklärenden reflexion entzogene unkenntnis des fremden genügt, ist sich nicht nur seiner fremdheit allen anderen gegenüber nicht bewußt, sondern ihm entgeht auch die historisch verhängnisvolle nachbarschaft zwischen seinem hang zur provinzialität und dem abgrund der barbarei.

Zitat:Das ÜberallFremdsein kann man auch "hochmodern" sehen und in einem Sinne befürworten, welche Mobilität des umherziehenden Arbeitsnomaden im Hintergrund hat.

ja, wobei zwischen einer begrüßenswerten freiwilligen, neugierigen mobilität und einer durch ökonomische ungerechtigkeiten erzwungenen mobilität zu unterscheiden ist. und bei der arbeitsmobilität nicht zwangsläufig eine korrelation mit geistiger offenheit auszumachen ist.

es ist - nicht nur in diesem forum - unschwer zu erkennen, daß allein das leben im ausland niemandem hilft, seiner heimischen geistigen enge zu entrinnen. die aus der herkunftsprovinz mitgebrachte unfähigkeit zur historischen und globalen reflexion kann sogar durch den aufenthalt außerhalb des als maß aller dinge empfundenen warmen nestes verschärft werden.

Zitat:Solange es nasse Frauen an Tankstellen gibt , wird alles gut !

jedenfalls, wenn die aufgrund ihrer pontischen herkunft selbst kulturelle grenzerfahrungen haben und noch die großmutter nur türkisch sprach.
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#20
(31.10.2011, 02:11:06)Marie schrieb:
(29.10.2011, 13:27:43)nomas schrieb: wer nicht provinziell sein kann oder will, ist nirgendwo zuhause, ist überall fremd.

-->nur wenn man die eigene Örtlichkeit als das Mass aller Dinge nimmt.
genau das wird aber im wort "provinzialität" ausgedrückt.
wobei die provinzialität nicht in der bevorzugung eines (vor allem: geistigen) ortes besteht, sondern in der zugrundeliegenden ablehnung alles unbekannten.

Zitat:Sich an einen Platz emotional gern gebunden fühlen, ist zunächst also doch nix Schlechtes

wer sich in seinem dorf, in seiner sprache, in seiner kultur wohlfühlt,
wohl wissend, dass sich dieses gefühl in nichts unterschiede, wäre er am tage seiner geburt tausende von kilometern weit in ein anderes dorf, eine andere sprache, eine andere kultur verschlagen worden, dem ist provinzialität fremd, weil er weiß, daß er der fremde den meisten gegenüber ist.
er bewertet den anderen nicht aufgrund einer lokalen gebundenheit, wie auch er nicht aufgrund seiner stochastisch gegebenen lokalen gebundenheit bewertet werden kann.

derjenige jedoch, dem als grund für seine ablehnung alles fremden seine eigene, jeder aufklärenden reflexion entzogene unkenntnis des fremden genügt, ist sich nicht nur seiner fremdheit allen anderen gegenüber nicht bewußt, sondern ihm entgeht auch die historisch verhängnisvolle nachbarschaft zwischen seinem hang zur provinzialität und dem abgrund der barbarei.

Zitat:Das ÜberallFremdsein kann man auch "hochmodern" sehen und in einem Sinne befürworten, welche Mobilität des umherziehenden Arbeitsnomaden im Hintergrund hat.

ja, wobei zwischen einer begrüßenswerten freiwilligen, neugierigen mobilität und einer durch ökonomische ungerechtigkeiten erzwungenen mobilität zu unterscheiden ist. und bei der arbeitsmobilität nicht zwangsläufig eine korrelation mit geistiger offenheit auszumachen ist.

es ist - nicht nur in diesem forum - unschwer zu erkennen, daß allein das leben im ausland niemandem hilft, seiner heimischen geistigen enge zu entrinnen. die aus der herkunftsprovinz mitgebrachte unfähigkeit zur historischen und globalen reflexion kann sogar durch den aufenthalt außerhalb des als maß aller dinge empfundenen warmen nestes verschärft werden.

Zitat:Solange es nasse Frauen an Tankstellen gibt , wird alles gut !

jedenfalls, wenn die aufgrund ihrer pontischen herkunft selbst kulturelle grenzerfahrungen haben und noch die großmutter nur türkisch sprach.
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Warum seid ihr nach GR gezogen? - von Carsten - 31.03.2011, 18:50:39
RE: Warum seid ihr nach GR gezogen? - von pilion2 - 10.06.2022, 20:17:03
RE: Warum seid ihr nach GR gezogen? - von Lothar - 17.06.2022, 07:23:17

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