Griechische Logik

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#25
Ich steige gerne auf dieses Thema ein, doch davor bitte ich um Klärung dieser Definition: "Erfolgreich werden"

Meiner Meinung nach, ist das heutzutage in allen Ländern die ich bereisen durfte (abgesehen von Bali, Java und Lombok - auch dort, doch nicht in diesem extremen Ausmaß) in erster Linie ein finanzieller Erfolg. Es geht um Besitz und Anspruch, um Macht und besser dazustehen, als der Nachbar.

Das ist in Griechenland ebenso der Fall, wie in Slowenien, Italien, Österreich, der Schweiz... ja was soll ich noch aufzählen.
Was ich in Dubai erleben durfte, darauf will ich jetzt mal bewusst nicht eingehen, sonst kommen mir die Kartoffeln wieder hoch, die gerade genossen habe.

Wo ich solche Menschen treffe lieber Michalis? In erster Linie direkt in Griechenland. Die Griechen die in Berlin treffe, sind meistens dann doch ein wenig motivierter und auch umweltbewusster, fahren dann mal Fahrrad, vielleicht aber auch, weil es alle tun und es ein Trend ist und man nicht dumm dastehen will, wenn man sagt: "Ich nehme das Auto" - doch lassen wir es mal kühler werden oder windiger, dann ist das Fahrrad ganz schnell nicht mehr das Fortbewegungsmittel Nr. 1.

Meine Erfahrungen basieren auf den Urlauben/längeren Aufenthalten und den Kontakten die ich mir nach Griechenland aufgebaut habe. Die jungen Leute die in Chalkida leben sind meiner Meinung nach definitiv eine extreme Minderheit. (Was ich an Maßlosigkeit dort erleben durfte, in den letzten 10 Jahren - ohhh lieber Gott verschließe meinen Mund, damit meine Wut darüber nicht ausbrechen kann) - ich bin überhaupt über das Verhalten der vielen Griechen entsetzt - wenn man nur mal die Art und Weise betrachtet, wie sich junge Leute der Umwelt gegenüber verhalten.
Am Strand: Müll wird liegen gelassen. Beim laufen: Kippen werden auf den Boden geschmissen: Beim feiern: Tassen müssen fliegen, es muss was zerschmettert werden
Beim Auto fahren: Müll aus dem Fenster, einfach an den Straßenrand
Müll im Haushalt - so viel Verpackung
Im Restaurant: Essen wird weggeschmissen und nicht gerade wenig (als würde es keine Menschen geben, die an Hunger leiden, auch in der nahen Umgebung gibt es die - doch das wollen Griechen nicht wahr haben) - im Restaurant: Der Verbrauch an Servietten, unglaublich

Soll ich weiter machen? Ich möchte mich hier nicht auskotzen (Verzeihung, ist nicht meine Art sich so auszudrücken) doch ich habe nicht vor in Griechenland als Unternehmen erfolgreich zu werden, sondern als Mensch.

Meine Mutter kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Bulgarien (Fea Petra, bei Serres) und meine Großeltern haben verdammt noch mal jeden Tag auf dem Feld dafür gesorgt, das Tomaten, Auberginen, Paprikas, Mais, Olivenbäume, Schweine, Ziegen, Hühner, Salate, Feigen, Mandarinen und Trauben und und und wachsen und gedeihen und haben das mit einem Respekt getan, der weiter an meine Mutter und deren Schwester gegeben worden ist und ich habe davon vieles abbekommen.
Wenn diese Menschen abends an einem Tisch gemeinsam gegessen haben, dann wussten sie wie hart sie dafür gearbeitet haben, was sie dafür leisten musste und welche Kraft und Liebe in all dem Erschaffenen steckt - welch ein Leben!

Wenn ich in Athen in den Restaurants frage, wieso sie die Essensreste nicht an eine Organisation abgeben, die das Essen dann an Menschen verteilt, die Hunger haben und ich mir anhören muss: "Das Essen wurde bezahlt, unser Chef sagt, dass ist rechtlich nicht erlaubt und vor allem gibt es keine Institution hier in Griechenland"

Dann darf ich wieder nur sagen: Klar, weil es das nicht gibt, wird es das auch nie geben - griechische, neue Logik ala Stavros aus dem Gyrosladen.
Weil er seinen Arsch nicht dafür einsetzen will (wieso auch, alles gut in seinem Leben, was interessieren ihn schon die Menschen die Hunger haben - DIE Regierung soll sich darum kümmern, wa?)

Machen wir uns nichts vor - ich habe noch nie so ein ausschweifenden Lebensstil bei einem Volk gesehen, wie ich es bei den Griechen gesehen habe. Doch das hat rapide abgenommen. Ich kann mich ganz gut daran erinnern, wie die Straßen in Chalkida vor 6-7 Jahren voll waren - unter der Woche hatte man in keiner Taverne mehr einen Platz bekommen. Am nächsten Tag arbeiteten die Leute wieder... ich habe mich immer darüber gewundert, woher sie diese unglaublichen Kräfte haben um in kürzester Zeit (also mit nur paar Stunden Schlaf) ihren Körper zu erholen um wieder arbeiten zu gehen...und mehr noch, die finanziellen Mittel um so ausschweifend leben zu können. (meine Eltern konnten es sich gerade mal leisten, im Urlaub täglich draußen zu essen und wenn ich heute meinen Vater frage, wie das damals die Griechen geschafft haben, brauche ich nicht seine Antwort abzuwarten, sondern einfach heute meine, über die Jahre kennen gelernte - Freunde und deren Bekannte fragen, die mir sagen: Papa und Mama und überhaupt unsere Verwandte haben damals schon über ihre Verhältnisse gelebt. Heute können Sie ihre Kredite nicht bezahlen...

Und genau dieses über die Verhältnisse leben sehe ich nicht nur in Griechenland, sondern in allen Ländern die ich in Europa bisher bereisen durfte.
Eine Minderheit auf diesem Planeten ist bodenständig und als junger Mensch mache ich mir wirklich Sorgen darüber, wie wir unseren Lebensstil mit dem Einklang der Natur so verbinden, dass eine Balance entsteht, die für Körper, Geist und Seele wirklich der Definition von - LEBEN - näher kommt.

In diesem Text schwingt auch eine Wut darüber mit, dass sich der Vater eines guten Freundes am Freitag das Leben genommen hat. Der Junge ist gerade mal 30 und ich habe das vor wenigen Minuten erst erfahren.
Den Vater habe ich kennen lernen können, da mal wieder was typisch griechisches passiert war:
Ich reiste für einen Job nach Griechenland und es hieß, wir fahren von Saloniki am Tag xx weiter nach Athen. Natürlich war ich als, in Deutschland sozialisierter Junge, pünktlich an dem Ort, wo wir abfahren sollten, doch typisch griechisch hieß es: "Ohhh wir haben gefeiert, wir sind gar nicht fit genug um weiter zu fahren"

Ja super, das nenne ich spontanes Leben und ich bin selbst großer Fan davon, wirklich. (darum lebe ich in Berlin)
Es ist auch typisch griechisch wie sowas gelöst wurde, nämlich so: Klick, Klick Klick, Iphone, Anruf Berlin, Freund sein Vater hat ein Hotel, Hotel hier um die Ecke - Zick Zack, Zimmer für mich gebucht, alles in Ordnung, genieß den Tag in Saloniki.

Das Problem wurde zur Aufgabe und für diese musste eine Lösung gefunden werden und das war auch so. Der Hotelbesitzer ist der Vater des Freundes aus Berlin, der sich am Freitag das Leben nahm.

In meinem Text schwingen also auch Wut, Trauer und viele Emotionen mit.

Eine schönen Abend noch.
Alexandros
Zitat:@Jetzt ist es ja etwas Modesport geworden, aber es muss dann schon was ganz schickes, teures sein. Ich mit meiner Rostlaube... usw.

Ein griechischer Fahrradhändler aus Chalkida sagte auf meine Frage, wieso auf einmal so viele Fahrräder rumfahren folgendes:

"Jetzt ist das noch Trend, aber bald werden die Griechen umsteigen müssen, weil sie kein Geld mehr für Benzin haben werden..."
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#25
Ich steige gerne auf dieses Thema ein, doch davor bitte ich um Klärung dieser Definition: "Erfolgreich werden"

Meiner Meinung nach, ist das heutzutage in allen Ländern die ich bereisen durfte (abgesehen von Bali, Java und Lombok - auch dort, doch nicht in diesem extremen Ausmaß) in erster Linie ein finanzieller Erfolg. Es geht um Besitz und Anspruch, um Macht und besser dazustehen, als der Nachbar.

Das ist in Griechenland ebenso der Fall, wie in Slowenien, Italien, Österreich, der Schweiz... ja was soll ich noch aufzählen.
Was ich in Dubai erleben durfte, darauf will ich jetzt mal bewusst nicht eingehen, sonst kommen mir die Kartoffeln wieder hoch, die gerade genossen habe.

Wo ich solche Menschen treffe lieber Michalis? In erster Linie direkt in Griechenland. Die Griechen die in Berlin treffe, sind meistens dann doch ein wenig motivierter und auch umweltbewusster, fahren dann mal Fahrrad, vielleicht aber auch, weil es alle tun und es ein Trend ist und man nicht dumm dastehen will, wenn man sagt: "Ich nehme das Auto" - doch lassen wir es mal kühler werden oder windiger, dann ist das Fahrrad ganz schnell nicht mehr das Fortbewegungsmittel Nr. 1.

Meine Erfahrungen basieren auf den Urlauben/längeren Aufenthalten und den Kontakten die ich mir nach Griechenland aufgebaut habe. Die jungen Leute die in Chalkida leben sind meiner Meinung nach definitiv eine extreme Minderheit. (Was ich an Maßlosigkeit dort erleben durfte, in den letzten 10 Jahren - ohhh lieber Gott verschließe meinen Mund, damit meine Wut darüber nicht ausbrechen kann) - ich bin überhaupt über das Verhalten der vielen Griechen entsetzt - wenn man nur mal die Art und Weise betrachtet, wie sich junge Leute der Umwelt gegenüber verhalten.
Am Strand: Müll wird liegen gelassen. Beim laufen: Kippen werden auf den Boden geschmissen: Beim feiern: Tassen müssen fliegen, es muss was zerschmettert werden
Beim Auto fahren: Müll aus dem Fenster, einfach an den Straßenrand
Müll im Haushalt - so viel Verpackung
Im Restaurant: Essen wird weggeschmissen und nicht gerade wenig (als würde es keine Menschen geben, die an Hunger leiden, auch in der nahen Umgebung gibt es die - doch das wollen Griechen nicht wahr haben) - im Restaurant: Der Verbrauch an Servietten, unglaublich

Soll ich weiter machen? Ich möchte mich hier nicht auskotzen (Verzeihung, ist nicht meine Art sich so auszudrücken) doch ich habe nicht vor in Griechenland als Unternehmen erfolgreich zu werden, sondern als Mensch.

Meine Mutter kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Bulgarien (Fea Petra, bei Serres) und meine Großeltern haben verdammt noch mal jeden Tag auf dem Feld dafür gesorgt, das Tomaten, Auberginen, Paprikas, Mais, Olivenbäume, Schweine, Ziegen, Hühner, Salate, Feigen, Mandarinen und Trauben und und und wachsen und gedeihen und haben das mit einem Respekt getan, der weiter an meine Mutter und deren Schwester gegeben worden ist und ich habe davon vieles abbekommen.
Wenn diese Menschen abends an einem Tisch gemeinsam gegessen haben, dann wussten sie wie hart sie dafür gearbeitet haben, was sie dafür leisten musste und welche Kraft und Liebe in all dem Erschaffenen steckt - welch ein Leben!

Wenn ich in Athen in den Restaurants frage, wieso sie die Essensreste nicht an eine Organisation abgeben, die das Essen dann an Menschen verteilt, die Hunger haben und ich mir anhören muss: "Das Essen wurde bezahlt, unser Chef sagt, dass ist rechtlich nicht erlaubt und vor allem gibt es keine Institution hier in Griechenland"

Dann darf ich wieder nur sagen: Klar, weil es das nicht gibt, wird es das auch nie geben - griechische, neue Logik ala Stavros aus dem Gyrosladen.
Weil er seinen Arsch nicht dafür einsetzen will (wieso auch, alles gut in seinem Leben, was interessieren ihn schon die Menschen die Hunger haben - DIE Regierung soll sich darum kümmern, wa?)

Machen wir uns nichts vor - ich habe noch nie so ein ausschweifenden Lebensstil bei einem Volk gesehen, wie ich es bei den Griechen gesehen habe. Doch das hat rapide abgenommen. Ich kann mich ganz gut daran erinnern, wie die Straßen in Chalkida vor 6-7 Jahren voll waren - unter der Woche hatte man in keiner Taverne mehr einen Platz bekommen. Am nächsten Tag arbeiteten die Leute wieder... ich habe mich immer darüber gewundert, woher sie diese unglaublichen Kräfte haben um in kürzester Zeit (also mit nur paar Stunden Schlaf) ihren Körper zu erholen um wieder arbeiten zu gehen...und mehr noch, die finanziellen Mittel um so ausschweifend leben zu können. (meine Eltern konnten es sich gerade mal leisten, im Urlaub täglich draußen zu essen und wenn ich heute meinen Vater frage, wie das damals die Griechen geschafft haben, brauche ich nicht seine Antwort abzuwarten, sondern einfach heute meine, über die Jahre kennen gelernte - Freunde und deren Bekannte fragen, die mir sagen: Papa und Mama und überhaupt unsere Verwandte haben damals schon über ihre Verhältnisse gelebt. Heute können Sie ihre Kredite nicht bezahlen...

Und genau dieses über die Verhältnisse leben sehe ich nicht nur in Griechenland, sondern in allen Ländern die ich in Europa bisher bereisen durfte.
Eine Minderheit auf diesem Planeten ist bodenständig und als junger Mensch mache ich mir wirklich Sorgen darüber, wie wir unseren Lebensstil mit dem Einklang der Natur so verbinden, dass eine Balance entsteht, die für Körper, Geist und Seele wirklich der Definition von - LEBEN - näher kommt.

In diesem Text schwingt auch eine Wut darüber mit, dass sich der Vater eines guten Freundes am Freitag das Leben genommen hat. Der Junge ist gerade mal 30 und ich habe das vor wenigen Minuten erst erfahren.
Den Vater habe ich kennen lernen können, da mal wieder was typisch griechisches passiert war:
Ich reiste für einen Job nach Griechenland und es hieß, wir fahren von Saloniki am Tag xx weiter nach Athen. Natürlich war ich als, in Deutschland sozialisierter Junge, pünktlich an dem Ort, wo wir abfahren sollten, doch typisch griechisch hieß es: "Ohhh wir haben gefeiert, wir sind gar nicht fit genug um weiter zu fahren"

Ja super, das nenne ich spontanes Leben und ich bin selbst großer Fan davon, wirklich. (darum lebe ich in Berlin)
Es ist auch typisch griechisch wie sowas gelöst wurde, nämlich so: Klick, Klick Klick, Iphone, Anruf Berlin, Freund sein Vater hat ein Hotel, Hotel hier um die Ecke - Zick Zack, Zimmer für mich gebucht, alles in Ordnung, genieß den Tag in Saloniki.

Das Problem wurde zur Aufgabe und für diese musste eine Lösung gefunden werden und das war auch so. Der Hotelbesitzer ist der Vater des Freundes aus Berlin, der sich am Freitag das Leben nahm.

In meinem Text schwingen also auch Wut, Trauer und viele Emotionen mit.

Eine schönen Abend noch.
Alexandros
Zitat:@Jetzt ist es ja etwas Modesport geworden, aber es muss dann schon was ganz schickes, teures sein. Ich mit meiner Rostlaube... usw.

Ein griechischer Fahrradhändler aus Chalkida sagte auf meine Frage, wieso auf einmal so viele Fahrräder rumfahren folgendes:

"Jetzt ist das noch Trend, aber bald werden die Griechen umsteigen müssen, weil sie kein Geld mehr für Benzin haben werden..."
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