Griechenland und Arafat

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#21
Ich glaube auch nicht, dass "die Griechen" besonders antisemitisch sind. Als in Deutschland aufgewachsener Mensch ist man für dieses Thema nur besonders sensibilisiert. Für mich war es vor etwa 10 Jahren blankes Entsetzen, dass die "Protokolle der Weisen von Zion" [eine üble antisemitische Hetzschrift, etwa 100 Jahre alt, vermutlich aus dem zaristischen Russland] in mehreren Auflagen ganz offen in Athener Buchhandlungen verkauft wurde (und wahrscheinlich noch wird). Ist in Deutschland natürlich verboten. Der letzte Rechteinhaber war die NSDAP. Aber in einer Buchhandlung direkt neben dem Hauptgebäude der Uni stand es im Bereich "Esoterik" und der Buchhändler/Verleger konnte gar nicht verstehen was ich daran auszusetzen hatte.

Vielleicht einen Satz, den mir ein befreundeter Wissenschaftler mal gesagt hat. Selbiger mußte als Kind aus Österreich nach dem "Anschluss" fliehen und machte dann eine brillante Karriere in England. "In den 1930er Jahren waren alle in Europa Antisemiten. Es kam darauf an herauszufinden wer ein genozidaler Antisemit war." Soll heißen, in England gab es natürlich auch Antisemitismus, nur wollten die meisten dort die Juden nicht unbedingt umbringen.

Heute könnte man vielleicht sagen, dass es vielerorts in in der Welt Antisemitismus gibt. Mal mehr, mal weniger. Mal staatlich toleriert, mal staatlich bekämpft. Problematisch ist es in der Tat in Osteuropa, wenig problematisch in Westeuropa, aber mit Ausnahmen, siehe Teile Ostdeutschlands. GR sehe ich eher im Westen in dieser Beziehung; ob die jüngere Generation sich in eine andere Richtung entwickelt, kann ich nicht beurteilen.

Noch ein Wort zum Felsen Samos: Es ist völlig unnötig dort Juden zu haben, um antisemitisch zu sein. Wieviele Juden leben denn überhaupt in GR? Rund 5,000,die überwiegende Mehrheit in Athen. Also dürfte die ganz große Masse der Griechen niemals bewußt mit Juden in Kontakt gekommen sein. Antijüdische Vorurteile tradieren sich aber bestens ohne solche Kontakte und Erfahrungen. Nehmen wir ein berühmtes Beispiel: Shakespeare: Hat "Der Kaufmann von Venedig" im späten 16. Jahrhundert geschrieben. Darin wird der Jude Shylock mit allen traditionellen antijüdischen Stereotpyen geschildert. Shakespeare hat England nie verlassen; Juden durften zwischen 1290 und den 1680er Jahren nicht in England leben. Er hat also nie einen kennengelernt.

Grüße,
Rainer
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#21
Ich glaube auch nicht, dass "die Griechen" besonders antisemitisch sind. Als in Deutschland aufgewachsener Mensch ist man für dieses Thema nur besonders sensibilisiert. Für mich war es vor etwa 10 Jahren blankes Entsetzen, dass die "Protokolle der Weisen von Zion" [eine üble antisemitische Hetzschrift, etwa 100 Jahre alt, vermutlich aus dem zaristischen Russland] in mehreren Auflagen ganz offen in Athener Buchhandlungen verkauft wurde (und wahrscheinlich noch wird). Ist in Deutschland natürlich verboten. Der letzte Rechteinhaber war die NSDAP. Aber in einer Buchhandlung direkt neben dem Hauptgebäude der Uni stand es im Bereich "Esoterik" und der Buchhändler/Verleger konnte gar nicht verstehen was ich daran auszusetzen hatte.

Vielleicht einen Satz, den mir ein befreundeter Wissenschaftler mal gesagt hat. Selbiger mußte als Kind aus Österreich nach dem "Anschluss" fliehen und machte dann eine brillante Karriere in England. "In den 1930er Jahren waren alle in Europa Antisemiten. Es kam darauf an herauszufinden wer ein genozidaler Antisemit war." Soll heißen, in England gab es natürlich auch Antisemitismus, nur wollten die meisten dort die Juden nicht unbedingt umbringen.

Heute könnte man vielleicht sagen, dass es vielerorts in in der Welt Antisemitismus gibt. Mal mehr, mal weniger. Mal staatlich toleriert, mal staatlich bekämpft. Problematisch ist es in der Tat in Osteuropa, wenig problematisch in Westeuropa, aber mit Ausnahmen, siehe Teile Ostdeutschlands. GR sehe ich eher im Westen in dieser Beziehung; ob die jüngere Generation sich in eine andere Richtung entwickelt, kann ich nicht beurteilen.

Noch ein Wort zum Felsen Samos: Es ist völlig unnötig dort Juden zu haben, um antisemitisch zu sein. Wieviele Juden leben denn überhaupt in GR? Rund 5,000,die überwiegende Mehrheit in Athen. Also dürfte die ganz große Masse der Griechen niemals bewußt mit Juden in Kontakt gekommen sein. Antijüdische Vorurteile tradieren sich aber bestens ohne solche Kontakte und Erfahrungen. Nehmen wir ein berühmtes Beispiel: Shakespeare: Hat "Der Kaufmann von Venedig" im späten 16. Jahrhundert geschrieben. Darin wird der Jude Shylock mit allen traditionellen antijüdischen Stereotpyen geschildert. Shakespeare hat England nie verlassen; Juden durften zwischen 1290 und den 1680er Jahren nicht in England leben. Er hat also nie einen kennengelernt.

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Rainer
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Griechenland und Arafat - von David2004 - 20.11.2004, 23:52:21
Griechenland und Arafat - von awg - 22.11.2004, 13:51:57
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