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Umweltschutz - Sousaki - 08.08.2003

Hallo,

mich würde mal interessieren, was die Griechen (Regierung, Privatleute) eigentlich für den Umweltschutz tun und wie sie dazu stehen. Ich war ja nun schon seit 1984 einige Male in Griechenland, aber es ist mir nie so stark wie in diesem Jahr auf Kreta aufgefallen, wie dreckig alles ist. Sogar an herrlichen (nicht nur Touri-) Orten wie Elafonissi oder Preveli liegt überall Müll herum (Plastiktüten, Zigarettenpäckchen, leere Plastikflaschen etc.) und nach meiner eigenen Beobachtung sind es lange nicht nur die Ausländer, die ihren Dreck überall liegen lassen. Von Rethymnon, wo der Strand in diesem Jahr wie eine Müllkippe und das Meer wie eine Jauchegrube ausgesehen hat, mal ganz zu schweigen.

Ich hatte immer die etwas naive Auffassung, dass die Müllabfuhr vielleicht nicht so geregelt ist, wie bei uns. Nachdem ich mich dann aber mit etlichen Griechen über dieses Thema unterhalten habe, habe ich erfahren, dass dem wohl aber doch so ist. Stört die Griechen denn der ganze Müll nicht? Was wollen sie denn mal ihren Kindern hinterlassen.

Ich bin gespannt auf eure Kommentare, vor allem von denen, die in Griechenland leben.

Gruß

Susi




Umweltschutz - Tobi - 08.08.2003

Nach meiner Beobachtung haengt das mit der allgegenwaertigen "Ich-bin-der Nabel-der Welt"- und der "Nach-mir-die-Sintflut" - Einstellung vieler unserer griechischen Mitbuerger zusammen.
Es ist exakt wie mit dem Autofahren: Kein Grieche, der nicht stoehnt, wie furchtbar das alles ist, aber *keiner* kommt auf die Idee, dass das Dilemma bei ihm selber anfaengt.

Und so wird munter weiter in die Landschaft entsorgt, man ist ja alleine auf der Welt, und da kann das ja sooo schlimm nicht sein.

Und erzaehle mir *nie wieder* einer, es waeren die Auslaender, die den Dreck machen.
Ich kann hier in meinem Ferienparadies prima beobachten, dass dem nicht so ist:
Der mit riesigem Abstand meiste Dreck liegt rum, wenn meine Lieblinge aus Athen da sind.
Im September, wenn wir mehr Auslaender hier haben als im August, ist es vergleichsweise sauber wie in einem schweizer Vorort.

Ausserdem: Taeglich schwimmt Muell im Umfang von 2 grossen Saecken(!) an unseren kleinen (50 m) Strand.
Nun schwimmen die Touris ja nicht 2 km raus, um dann eine Wasserflasche zu versenken. Nein, das wird alles von Schiffen verklappt.
Und wer benutzt die zuhauf und wer eher nicht so viel, weils ja Charterfluege gibt?
Auch hier erreicht der Dreck zu Athener Reisezeit seinen absoluten Hoehepunkt....




Umweltschutz - psilos - 08.08.2003

Ich kann nur bestätigen, was Tobi schreibt. Mehr oder minder jeder Grieche wird zugeben, dass "wir", also "die Griechen" dieses schöne Land zugrunde richten, u.a. dadurch, dass auf ordentliche Müllentsorgung keinen Wert gelegt wird. Aber kaum einer kommt auf die Idee, selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Die eigene Wohnung muß blitzsauber sein; die Straße ein Block weiter interessiert dann nicht mehr. Was ich auf Zakynthos besonders eindrucksvoll beobachten konnte: auf der Haupteinkaufsstraße mit hunderten von kleinen Geschäften unter Arkaden (eigentlich recht hübsch) hat jedes Geschäft seinen individuell eigenen Bürgersteig. Also die 2-4 Meter vor dem Geschäft mußte jeder selbst pflastern. Dementsprechend bunt und vor allem holprig wegen Niveauunterschieden geht es zu. Neben dem Marmor des Juweliers liegt der blanke Estrich des Zeitungshändlers, daneben wieder Terrakottafliesen der Bäckerei, etc. Die Gemeinde (Gemeinschaft) kann nicht für Einheitlichkeit sorgen, "der Grieche" ist Individualist und sieht sich ganz individuell in der Lage, das Stadtbild zu verschönern.

Noch ein Beispiel: vor einigen Monaten am Athener Flughafen: ich sitze spät Abends im Bus nach Pireas. Neben mir ein Grieche, der sich ein Kaugummi auswickelt und das Papier durch die noch geöffnete Tür auf den Gesteig wirft, obwohl ein Mülleimer praktisch neben der Tür ist. Ich schaue ihn böse/fragend an, er rollt nur mit den Augen, zieht den Mund nach unten als wollte er sagen, "was soll's?" und wendet sich ab. Noch ist der Flughafen halbwegs sauber, aber es wird nicht lange dauern, bis auch er verkommt.

Grüße,
Rainer




Umweltschutz - Jule - 08.08.2003

Auch das Thema Mülltrennung trägt bei den mir bekannten Griechen/Kretern stets zur allgemeinen Erheiterung bei.
Sie halten uns nahezu für verrückt, weil wir für fast jeden
Wertstoff einen anderen Behälter zwecks Entsorgung aufsuchen.
Ich habe mal gelesen, dass man in Griechenland mal Container
für Altmetall aufgestellt hat, und um einen Anreiz für die
entsprechende Nutzung zu schaffen, löste man mit dem Einwurf
einer Dose ein Gewinnspiel aus. Leider nutzte dennoch kaum
einer jene Container, so dass diese nach einigen Monaten wieder entfernt wurden.
Man wird auch immer etwas komisch angeschaut, wenn mann bei einem Einkauf die 5 bis 7 Plastiktüten ablehnt und stattdessen zu seinen
Jutetaschen greift.
Stimmt es eigentlich noch, dass Santorini die bislang einzige griechische Insel ist, die über eine Kläranlage verfügt, oder hat sich zumindest in diesem Bereich in letzter Zeit mal was getan?
Es ist wirklich erschreckend, mit welcher Leichtfertigkeit viele
Griechen (ihre zum Teil noch) paradiesische Umwelt riskieren.
Hoffentlich kommen sie noch drauf, bevor es zu spät ist. Schließlich
hat's in Deutschland ja auch recht lange gedauert, bis wir fleißig unseren Müll trennten; ganz zu schweigen von den wilden Mülldeponien, die man auch heute noch haufenweise in der Natur findet.
Gruß, Jule




Umweltschutz - dpan - 09.08.2003

Ein leidiges Thema in Griechenland.
Ein übliches Bild was man z.B. bei einer Reise mit den Auto auf der Nationalstrasse beobachten kann: ein Auto fährt vor einem her, und man sieht wie rechts und links aus den Fenstern alles Mögliche, was nicht mehr gebraucht wird, einfach rausgeschmissen wird.

Mülltrennung... das ist in Griechenland Since Fiktion. Die Menschen müssen zuerst ein Umweltbewußtsein entwickeln, und dafür reicht es nicht irgendwo einen Container für Sondermüll aufzustellen. Es muß in der Bildung und der Erziehung begonnen werden.

Vielleicht sind auch Kontrollen gar nicht so schlecht. Wenn man wüßte, daß man eine Strafe zahlen muß, wenn man erwischt wird, dann würde man sich schon mal überlegen ob man seinen Müll irgendwo hinschmeißt.

Das gleiche gilt beim Autofahren. Es hat nichts damit zu tun, daß der Grieche sich für das Zentrum des Universums hält, sondern daß er nicht befürchten muß, von der Polizei angehalten zu werden.

Grüße Dennis




Umweltschutz - Tobi - 09.08.2003

Dionysios Pantos schrieb:

> Das gleiche gilt beim Autofahren. Es hat nichts damit zu tun, daß der Grieche sich für das Zentrum des Universums hält, sondern daß er nicht befürchten muß, von der Polizei angehalten zu werden.

Ich behaupte, es gilt beides. Dazu vielleicht noch der heitere Nervenkitzel, *jetzt erst recht* etwas verbotenes zu tun.
Einige (nicht nur einer!!) meiner Bekannten hier fahren z.B. immer mit lose umgehaengtem Gurt. Er ist also umgelegt, steckt aber nciht im Gurtschloss.
Und so fahren sie feist grinsend an den Polizeikontrollen vorbei mit dem Gefuehl, es *denen* mal wieder so richtig gezeigt zu haben.
*Nicht* hingegen mit dem Gefuehl, dass es wurscht ist, ob das Schloss jetzt auch noch zuschnappt und man damit aber u.U. sein Leben rettet, also mit dieser Art und Weise eher daemlich faehrt... Wink

Nee, Kontrollen bringen nicht viel, glaube ich, denn dann muesste echt an jeder Ecke einer stehen, der beobachtet, wer was aus dem Fenster schmeisst.

Erziehung, ja - wenn die griechische Umwelt denn noch 25 Jahre Zeit hat... <img src="icons/icon9.gif" alt=":-(" border=0 align=absmiddle>

>
> Grüße Dennis




Umweltschutz - Tobi - 09.08.2003

Noch was dazu:
Mir faellt schon auf, dass die Bereitschaft, Dinge einfach mal aus Jux in den gottverdammten Muelleimer zu schmeissen, mit geringerem Alter und hoeherem Bildungsgrad direkt zusammenhaengt.
Vereinfacht:
Alte Bauern sind groessere Umweltschweine als junge Abiturienten Wink

So ueber den Daumen natuerlich nur, also nicht schreien jetzt.

Ist also doch noch Hoffnung?

So, wie wir hier auch beobachten koennen, dass das leidige Tiervergiften bei uns in den letzten Jahren ziemlich zurueckgeht - die alten Deppen sterben halt weg, und die jungen Deppen sind nicht mehr ganz solche...




Umweltschutz - christos - 10.08.2003

Die griechen machen es so das es jeder sieht und die deutschen hier in Deutschland kehren alles unterm teppich, mit der hoffnung das es niemand sieht, und spielen nach aussenhin den saubermann.




Umweltschutz - Muschel - 10.08.2003

Erziehung-das ist der Punkt! Ein Beispiel: Eine deutschstämmige Mutter machte in der hiesigen Schule (Südkreta) den Vorschlag im Frühjahr den Strand von den Schülern aufzuräumen (Papier, Müll etc.). Die Reaktion der griechischen Eltern war absolutes Unverständis und Fassungslosigkeit. Von wegen: "Ihre kleinen Kinder sollen diese Dreckarbeit machen?"

Motto: Wozu ist denn der Staat da?

O.k. Die Stadt muß sicherlich auch etwas für einen sauberen Strand tun (Papierkörbe werden jeden Sommer erst im Juli -viel zu spät- aufgestellt). Aber schön wäre es, wenn es gar nicht so weit kommen müßte. Und ich glaube, daß die Hemmschwelle, das Eispapier im Sommer mal eben so wegzuschmeißen ungemein sinkt, wenn das Kind sich erinnert, wie es gerade vor ein paar Wochen erst den Strand aufgeräumt hat.

Von meinen Beobachtungen, wie Kinder (keine Babys!!) neben mir und ihren Eltern ihrer menschlichen Notdurft am belebtem Strand nachkamen, möchte ich hier gar nicht weiter ausführen..... Unverständnis ohne Ende




Umweltschutz - Birgit - 11.08.2003

Hallo,

dann doch mal ein positives Beispiel:
Mein Sohn hat mit dem Kindergarten einen Ausflug nach Thessaloniki gemacht und eine Receycling-Anlage besichtigt, es wurde ein Vortrag gehalten über den Wert des Abfalls (Papier, Glas, Dosen) und den Kindern wurde erklärt, was mit den Wertstoffen wieder hergestellt werden kann, dazu gab es eine Broschüre.

Und einmal im Jahr im Frühling haben Schulkinder den Strand vom Abfall befreit.

Immerhin ein Anfang, oder?

Viele Grüße
Birgit




Umweltschutz - Wotan - 11.08.2003

Vor ein Paar Jahren, war ein Stück der Bundesstraße 3 nahe Darmstadt innerhalb einer Woche so dreckig wie eine Müllhalde geworden. Ein Freund von der Stadtverwaltung hat mir erklärt, es wäre so, weil ein Kompetenzen Streit zwischen Stadt und Land im Gange war. Eine Woche später glänzte die B3 wieder. Mir und Anderen war jedoch das Bild des sauberen Deutschen für immer verflogen und meine Wertschätzung für die Stadtverwaltung enorm gestiegen (eigentlich für die Pakistanischen Straßenkehrer).
Um freche Gedanken vorwegzunehmen: In der Gegend leben nicht so viele Griechen Wink

Gruß, Wotan




Umweltschutz - Christina - 11.08.2003

Ich erinnere mich, als ich in den 80ern einen Sommer am Plaka-Strand von Naxos verbrachte. Die ganzen Monate hindurch türmte sich der Müll all der Leute, die sich in den selbst gebastelten Bambushütten über die Monate hinweg eingerichtet hatten. Es ging nicht nur um ein bißchen Eispapier, sondern um halbe Wohnungseinrichtungen und besonders viel Plastik (Planen etc).
Am Ende des Sommers wurde (von griech. Tavernenbesitzern angeregt!) der Strand in einer gemeinsamen Tagesaktion gesäubert, d.h. alles was rumlag inkl. der Bambusreste wurde aufgeschichtet und verbrannt. Und das ist 15 Jahre her. Ist doch auch ein schönes positives Beispiel.
Wie lange hat es in D. gedauert, dass die Leute in den Schädel bekamen, ihre Pullen und das Papier zumindest selbständig in die Container zu werfen? Vielleicht war ja auch nicht die Erziehung alleine dafür zuständig, sondern die horrenden Müllgebühren für private Abfalltonnen.
Nachdenklich
Christina




Umweltschutz - Tobi - 11.08.2003

Und was will mir das jetzt sagen?
Deutsche machen auch Dreck?

Ja klar, wer behauptet denn was anderes?

Nur eben *laengst* nicht so hemmungslos und allgegenwaertig penetrant wie unsere griechischen Mitbuerger hier....

Ich habe in 30 Jahren Hamburg ungelogen so viele Menschen Muell aus dem Autofenster werfen sehen wie in einem *Monat* in GR, und das ist - Ehrenwort - keine uebertreibung, und es liegt sicher nicht daran, dass es in HH keine Autofahrer gibt.
Nun mag Darmstadt ein besonderer Saustall sein, weiss ich nicht.... Wink

Und, auch das Thema hatten wir - klar sah das in D auch vor 20 Jahren noch anders aus, es gibt kein von Natur aus sauberes oder dreckiges Volk.
Nur wirds eben hier in GR aller- aber auch wirklich *aller*hoechste Zeit, dass sich da was einschneidendes tut....




Umweltschutz - Wotan - 11.08.2003

Na, na, wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Dass Deutsche auch Dreck machen, ist hier nicht der Punkt. Der Punkt ist, Griechen wünschen sich eine Verwaltung die Pakistani einsetzt um den Dreck weg zu machen, die Deutschen haben die.

>Und, auch das Thema hatten wir - klar sah das in D auch vor 20 Jahren noch anders aus, es gibt kein von Natur aus sauberes oder dreckiges Volk.
..politisch korrekter Dreck..
> Nur eben *laengst* nicht so hemmungslos und allgegenwaertig penetrant wie unsere griechischen Mitbuerger hier....
..und die Auflösung.(Punkt Punkt Punkt, Punkt)

>Nur wirds eben hier in GR aller- aber auch wirklich *aller*hoechste Zeit, dass sich da was einschneidendes tut....

Und wie? Was hat sich in Deutschland getan in den letzten 20 Jahren außer den Pakistani?




Umweltschutz - Tobi - 11.08.2003

> Dass Deutsche auch Dreck machen, ist hier nicht der Punkt. Der Punkt ist, Griechen wünschen sich eine Verwaltung die Pakistani einsetzt um den Dreck weg zu machen, die Deutschen haben die.

Tatsache ist, dass es in D, und nicht nur dort, durchaus einen erkennbaren Lernprozess in bezug auf Umweltschutz gegeben hat.
In GR (noch) nicht.
Wobei, wie gesagt, ich Hoffnung habe.
Wenn, neben vielen anderen Dingen, die Strassenreinigung in GR nicht funktioniert, dann ist das eine Sache.
Erklaert aber noch nicht die Kubikmeter Plastikflaschen (und wieder einmal ist das nicht uebertrieben), die vor allem im Sommer an die Kueste spuelen.
Und auhc nciht den unseligen Hang, ueberall wilde Muellkip[pen zu eroeffnnen. *Ueberall*.

>
> >Und, auch das Thema hatten wir - klar sah das in D auch vor 20 Jahren noch anders aus, es gibt kein von Natur aus sauberes oder dreckiges Volk.
> ..politisch korrekter Dreck..

Was, bitte, soll *das* denn nun heissen?

> > Nur eben *laengst* nicht so hemmungslos und allgegenwaertig penetrant wie unsere griechischen Mitbuerger hier....
> ..und die Auflösung.(Punkt Punkt Punkt, Punkt)
>

Und *das*?


> Und wie? Was hat sich in Deutschland getan in den letzten 20 Jahren außer den Pakistani?

Wenn Du das nicht siehst, dann siehst Du's nicht.
Auch OK.
Tatsache ist, es hat sich, zumindest im Verhalten der Bevoelkerung, eine ganze Menge getan.
Versuch mal, hier jemanden dazu zu bewegen, sein Altpapier zu Hause zu sammeln und einmal die Woche an die Strasse zu stellen.Umsonst. Vie Spass dabei!

Ich sage ja nciht, dass das in D der Gipfel des Umweltbewussteseins ist , aber im Vergleich zu GR als Umweltengel dazustehen ist auch verdammt leicht...

Was ist Dein Problem damit?
Das ist selbstgewaehlt, es scheint hier auch niemandem sonderlich viel auszumachen.




Umweltschutz - psilos - 12.08.2003

Es ist richtig, dass die Müllbeseitigung und Straßenreinigung in Deutschland gut, in Griechenland schlecht funktioniert. Das erklärt zum Teil, dass man in GR viel mehr Müll rumliegen sieht. Aber eben nur zum Teil; wie ich finde, zu einem kleinen Teil.

Der Schlüssel zum Verständnis des Problems ist das Umweltbewußtsein. Selbiges verhindert einerseits meistens die achtlose Entsorgung von Müll in D und in GR meist nicht (Beispiel Autofenster; selbst oftmals in GR, fast niemals in D. gesehen). Andererseits bedingt das fehlende Umweltbewußtsein in GR aber eben auch, dass eine Priorität eben NICHT in der Straßenreinigung usw. gesetzt wird.

Es fehlt das Geld dazu? Sicherlich ein Argument, aber schauen wir mal zum Vergleich nach Portugal. Ich war vor 5 Jahren dort (Lissabon und der Süden). Überall und vor allem in Lissabon war es SEHR sauber. Portugal ist nur marginal "reicher" als GR, scheint aber andere Prioritäten in der Stadtreinigung zu setzen. Gleiches kann ich übrigens über ein Entwicklungs/Schwellenland wie Mexiko sagen, jedenfalls den Teil (Yukatan), den ich bereist habe. Einfach sehr sauber. Überall!
Kann das mit dem Umweltbewußtsein, als Teil der Mentalität zusammenhängen?

Es ist ja gerade nicht ein mangelndes Sauberkeitsbewußtsein, das "die Griechen" davon abhält, ihr Land sauberzuhalten. Sauber muss es zuhause sein; man muß stets adrett gekleidet sein, wenn man unter Menschen geht (viel adretter als Deutsche beispielsweise). Also ist es den meisten Griechen wichtig, selbst "sauber" zu sein. Nur sobald Sauberkeit nicht mehr mit einem persönlich verbunden ist, hört dieses Bedürfnis auf. Und das ist bei den meisten Deutschen eben NICHT so. Der vielgepriesene Individualismus der Griechen zeigt hier seine Schattenseite, nämlich im fast völlig fehlenden Verantwortungsbewußtsein für die Gemeinschaft. Die Ursachen dafür könnte man jetzt soziologisch, vielleicht auch historisch sehr tief untersuchen. Wahrscheinlich endet man wieder bei der türkischen Besatzung. Wink

Vielleicht noch eine Abschweifung: das Bedürfnis SELBST gut auszusehen und eine vorzeigbare Umgebung zu haben spiegelt sich auch wider in der, ich nenne es mal so, Verpackungssucht der Griechen. Selbst die Schachtel Pillen aus der Apotheke muß hübsch verpackt werden; die Schachtel Kekse aus der Sacharoplastio muß gar ein verpackungstechnisches Kunstwerk sein, auch wenn sie gar nicht zum Verschenken gedacht ist. Böse gesagt: Mehr Schein als Sein ist hier die Maxime. Und natürlich produziert diese Manie auch viel Müll, der dann wiederum...

Grüße,
Rainer




Umweltschutz - Wotan - 12.08.2003

Natürlich haben die Deutschen ein viel stärkeres Umweltbewusstsein als viele (wenn nicht alle) andere Europäer. Allein schon der Erfolg der Grünen in den 80er Jahren ist einmalig. Ich war ja auch dabei, ziemlich aktiv sogar. Was ich nur meine ist, so etwas kommt nicht aus einer abstrakten Liebe zur Umwelt, sondern aus Notwendigkeiten. Ein so hoch technisiertes Land hatte real keine andere Wahl, als Umweltpolitik zu betreiben.
In Griechenland ist das Problem ästhetischer Natur. Sieht zwar Scheiße aus, tötet aber nicht. Wenn die Touristen ausbleiben wegen des Drecks wird ein kluger Kopf in Athen eine Umdenkaktion starten, die höchstwahrscheinlich nichts bringen wird, weil die keinen ohne handfesten Grund überzeugt.
Da lokalisiere ich das Hauptproblem. Nicht nur die Straßenreinigung bringt etwas. Wenn ich mein Suvlaki Papier in den Abfalleimer schmeißen will und der quillt von allen Seiten über, muss ich das dezent daneben auf der Straße lassen. Wenn ich für meine Cola Dose keinen Pfand bezahlt habe, schleppe ich die nicht durch die Hitze zurück zum Kiosk.
Kurz gesagt: Wenn die B3 bei Darmstadt ein bisschen dreckig geworden ist, ist die Hemmschwelle sehr niedrig, den eigenen Dreck auch drauf zu schmeißen.

Nur noch ein Punkt, wo ich anderer Meinung bin: Kleine Städte mit mäßigen oder keinen Tourismus sind in GR sehr sauber. Warum? Weil die Infrastruktur ausreicht.
Überleg dir ein Deutschland mit 50 Millionen Touristen jeden Sommer und keine Verwaltung dem entgegenzutreten. Extreme Leerflaschen Werfing von der Lorelei, so wie ich vorletzte Woche eine Horde junger Schweden auf Santorini erlebt habe. (This is not our land, ha ha ha)




Umweltschutz - Tobi - 12.08.2003

Stanley Thissorg schrieb:
> Ein so hoch technisiertes Land hatte real keine andere Wahl, als Umweltpolitik zu betreiben.

Es gibt da einen Unterschied zwischen "privater" und "industrieller:" Umweltpolitik.
Was die industrielle angeht, da gebe ich Dir recht.
Im rein privaten Bereich sehe ich keine Unterschiede in der Notwendigkeit.

> In Griechenland ist das Problem ästhetischer Natur. Sieht zwar Scheiße aus, tötet aber nicht.

Das Problem, behaupte ich nach wie vor, ist psychologischer Natur:
*Mein* Dreck macht das nicht so schlimm, es sind *alle anderen*, deren Dreck die Umwelt versaut.

> Wenn ich für meine Cola Dose keinen Pfand bezahlt habe, schleppe ich die nicht durch die Hitze zurück zum Kiosk.

Nein, aber man *koennte* sie ja in eine, oft sogar leere, Tonne am Strassenrand werfen, statt in das Gebuesch dahinter.
Aber das scheint irgendwie uncool zu sein.

>
> Nur noch ein Punkt, wo ich anderer Meinung bin: Kleine Städte mit mäßigen oder keinen Tourismus sind in GR sehr sauber. Warum? Weil die Infrastruktur ausreicht.

Nein, weil nicht so viele Leute da sind, die was wegwerfen koennen. Ist doch einfach Wink
Ausserdem habe ich auf dem Festland schon ganz gewaltige bewohnte Muellkippen gesehen...

> Überleg dir ein Deutschland mit 50 Millionen Touristen jeden Sommer und keine Verwaltung dem entgegenzutreten. Extreme Leerflaschen Werfing von der Lorelei, so wie ich vorletzte Woche eine Horde junger Schweden auf Santorini erlebt habe. (This is not our land, ha ha ha)

Ach nein, es sind nicht die Touristen, die das Problem verursachen. Echt nicht. Das waere ganz entschieden zu einfach.
Zumindest sind es nicht die Auslaender.
Unbestritten gibts auch da eine Menge Hohlkoepfe, interessant aber ist, dass der Dreck am groessten ist, wenn prozentual die wenigsten Auslaender da sind.
Das ist ein hier gerne gehoertes Argument, dessen Kern aber wieder die gute alte Ausrede *Schuld sind die anderen* ist....

Noch was:
Die Strassenreinigung kommt in meiner Ecke Hamburgs so etwa alle drei Wochen mal vorbei, um den Buergersteig und die Strasse zu reinigen.
Manchmal auch seltener.
Trotzdem liegt da nicht viel rum....und warum nicht?
Weils verboten ist, was wegzuwerfen. Das reicht dem Deutschen als Argument ja auch vollauf Wink

So wie vergleichsweise wenig Wald brennt, weil es verboten ist, ihn zu betreten, und das folglich keiner tut.
Lustige Vorstellung, das hier zu versuchen Wink




Umweltschutz - Wotan - 12.08.2003

Es ist sinnlos eine Cafehaus Diskussion zu diesem Problem weiterzuführen.
Eins nur. Es gibt keine industrielle oder private Umweltpolitik. Wie der Name auch sagt, ist es die Haltung eines Staates, der Politik und der Bevölkerung, einer Sache gegenüber.
Als Anregung kann ich dir nur empfehlen, besuch Berlin nach der Love Parade. Vermutlich sind das wieder die Anderen.




Umweltschutz - Tobi - 12.08.2003

Stanley Thissorg schrieb:
> Es ist sinnlos eine Cafehaus Diskussion zu diesem Problem weiterzuführen.

Was ist denn eine Cafehausdiskussion?
Und welche Art von Diskussion wuerdest Du vorziehen?
Eine ohne Argumente? Verstehe ich nicht.
Was aber komplett sinnlos ist, das ist, mit dem Finger auf *die anderen* zu zeigen und zu schreien "die machen das aber auch" - s.u.

> Eins nur. Es gibt keine industrielle oder private Umweltpolitik. Wie der Name auch sagt, ist es die Haltung eines Staates, der Politik und der Bevölkerung, einer Sache gegenüber.

Eben. Und in dem Sinne gibt es diese Trennung eben doch.
Das eine ist die Einflussnahme auf die Haltung der Bevoelkerung, das andere auf die der Industrie.

> Als Anregung kann ich dir nur empfehlen, besuch Berlin nach der Love Parade. Vermutlich sind das wieder die Anderen.

Ich habs nun schon 100 mal gesagt, aber ich wiederhole es gerne nochmal:
Unbestreitbar gibt es ueberall Schweine.
Aber nun so ein Ausnamheereignis mit dem normalen Alltag in einer beliebigen Ecke Griechenlands auch nur ansatzweise zu vergleichen, geht wohl doch komplett am Thema vorbei.




Umweltschutz - Wotan - 12.08.2003

Mit dem Finger zeigen und sagen "die machen das aber auch" ist hier fehl am Platz. Mit dem Finger zeigen und sagen "die Deutschen machen es auch" ist gerechtfertigt, da jemand in der Eigenschaft eines Deutschen mit dem Finger auf eine andere Gruppe zeigt und schreit "Die machen es!", was von deiner Seite sehr oft und gerne gebracht wird. Dieser päpstliche Alleswisser Anspruch verlangt nach einer Antwort, sogar wenn das Gesagte absolut richtig ist.

Cafehaus Diskussion ist dieser Aufschrei "Das ist so", wenn das als Argument verkauft werden soll.




Umweltschutz - Tobi - 12.08.2003

Stanley Thissorg schrieb:
> Mit dem Finger zeigen und sagen "die machen das aber auch" ist hier fehl am Platz. Mit dem Finger zeigen und sagen "die Deutschen machen es auch" ist gerechtfertigt, da jemand in der Eigenschaft eines Deutschen mit dem Finger auf eine andere Gruppe zeigt und schreit "Die machen es!", was von deiner Seite sehr oft und gerne gebracht wird.

Ich sage das nicht in der Eigenschaft "eines Deutschen".
Nichts liegt mir ferner als Nationalismus.
Nur, weil ich eine andere Staatsangehoerigkeit habe, heisst das aber nicht, dass ich mich nicht ueber wirklich aetzende Eigenarten der nationalen Majoritaet hierzulande auslassen darf. WObei es mir wurscht ist, *welche* Nationalitaet das ist.
Es passiert *hier* und damit hat sichs.

Es ist fuer die Sache (den Dreck) komplett und 100% unerheblich,ob "die Deutschen" es auch machen.

Und die alternative fuer mich ware, aufgrund meiner Nationalitaet die Klappe zu halten?
*Das* ware ja nun noch schoener.....

> Dieser päpstliche Alleswisser Anspruch verlangt nach einer Antwort, sogar wenn das Gesagte absolut richtig ist.
>

Wessen paepstlicher Alleswisseranspruch?
Entweder Du hast meine bescheidenen Beitragege gar nicht oder nicht richtig gelesen oder Du hast nur Lust, mich zu beleidigen.
Weiss ich nicht, aber bevor Du Dir solche haarstraeubenden Urteile erlauben kannst, solltest Du Dir dreimal ueberlegen, wie die Dinge gemeint sein koennten, die ich schreibe.

Falls Du damit zum Audruck bringen moechtest, dass ich als Auslaender nicht das Recht habe, hier mit erhobenem Zeigefinger rumzulaufen:
Tu ich nicht. Aber ich habe das Recht, zu sagen, wenn mir etwas stinkt, und ich habe in einer Sache nicht weniger Recht, nur weil ich kein Eingeborener bin.




Umweltschutz - Wotan - 12.08.2003

>Und die alternative fuer mich ware, aufgrund meiner Nationalitaet die Klappe zu halten?
>*Das* ware ja nun noch schoener.....

Wann ist es endlich mit diesem Komplex vorbei???

> Entweder Du hast meine bescheidenen Beitragege gar nicht oder nicht richtig gelesen oder Du hast nur Lust, mich zu beleidigen.

Weder, noch.

>Weiss ich nicht, aber bevor Du Dir solche haarstraeubenden Urteile erlauben kannst, solltest Du Dir dreimal ueberlegen, wie die Dinge gemeint sein koennten, die ich schreibe.

Habe ich.

>Falls Du damit zum Audruck bringen moechtest, dass ich als Auslaender nicht das Recht habe, hier mit erhobenem Zeigefinger rumzulaufen:

Wann ist es endlich mit diesem Komplex vorbei???

>Tu ich nicht. Aber ich habe das Recht, zu sagen, wenn mir etwas stinkt, und ich habe in einer Sache nicht weniger Recht, nur weil ich kein Eingeborener bin.

ABER AUCH NICHT MEHR, Herr Gott noch mal!




Umweltschutz - Tobi - 12.08.2003

Stanley Thissorg schrieb:
> >Und die alternative fuer mich ware, aufgrund meiner Nationalitaet die Klappe zu halten?
> >*Das* ware ja nun noch schoener.....
>
> Wann ist es endlich mit diesem Komplex vorbei???

Reiss Dich mal ein bisschen zusammen, mein Bester.
Und lies mal bitte das sinnigerweise mit LIES MICH! BITTE! betitelte Pamphlet. Link auf jeder Seite.
Und schau mal, wo da steht, dass Du so etwas hier absondern darfst.
Oder such Dir meinetwegen einen Platz, wo Du Leute nach Lust und Laune beschimpfen darfst.
Wenn Du andere Meinungen nicht ertragen kannst, dann ist das definitiv die bessere Wahl.




Umweltschutz - psilos - 13.08.2003

Tobi und Wotan,

es ist schon interessant zu sehen, wie sich ein Konflikt zwischen zwei Parteien hochschaukeln kann. Nur ein kleiner Tipp. Kommt zurück zum Thema Umweltschutz und beharrt nicht darauf, Recht in der Etiquette der Gesprächsführung zu haben. Das geschriebene Wort ist sehr unflexibel für den der es schreibt und sehr interpretierbar für den, der es liest.

Mein Einwurf zu Thema: Loveparade in Berlin, die habe ich auf deren Höhepunkt (1997) mal (ganz am Rande, als genervter, in Berlin lebender Zuschauer) erlebt. Damals waren weit über eine Millionen Menschen beteiligt. Die haben x-Tonnen Dreck hinterlassen und der ganze Tiergarten stank 2-3 Tage lang nach Fäkalien. Menschen aller Nationen, aber hauptsächlich Deutsche waren beteiligt. Die Stadtreinigung hatte 1-2 Tage mit allem zu kämpfen, dann war der Normalzustand wieder erreicht.

Die Menschen hätten sich in Athen nicht anders verhalten. Sie hätten auch dort ihren Müll in die Gegend schmeißen müssen, da es keine Mülleimer mit 10 Tonnen Fassungsvermögen gibt. Aber wie wäre die Stadt Athen mit diesem Ereignis fertiggeworden? Die Antwort darauf können wir vielleicht im August 2004 erhalten.

Und zum Thema "Touristen vermüllen GR". Deutschland hat absolut betrachtet mehr Touristen als Griechenland. Sind das andere Menschen? Denn an touristischen Orten (Rothenburg, Heidelberg, Neuschwanstein, diverse Innenstädte der Metropolen) ist es sauber. Natürlich gibt es die besoffenen Schweden, die mit Plastikflaschen auf Santorini um sich schmeißen, aber für bringen die denn auch ihre Kühlschränke mit, um sie in den Schluchten Kretas zu entsorgen? Ausserdem müßte GR ja zwischen November und April blitzen und glänzen, wenn das Problem touristisch bedingt wäre.

Grüße,
Rainer