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Normale Version: Fährstreik
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Hallo alle,

guten Morgen aus Paros.

Wir sitzen hier ja nun den 4. Tag ohne Fähren, die Milch ist in den Supermärkten schon aus und wer klug ist, deckt sich in solchen Situationen immer schon ein.

Was mich jetzt mal interessieren würde, was hat sowas für (volkswirtschaftliche) Auswirkungen? Ich meine, ich stelle mir jetzt die ganzen Lastwagen vor, die mit inzwischen verfallener Milch auf die Fähren warten. Was passiert z.B. mit diesen ganzen Waren, die nicht mehr an den Mann gebracht werden können? Wer zahlt den Schaden?

Erklär mir das doch ein kluger Kopf hier im Forum bitte ;-).

LG
Martina
Genau das frag ich mich auch immer. Bisher hab ich noch nie gesehen, dass irgendwo Zahlen oder gar nur Ueberlegungen in diese Richtung veroeffentlich wuerden.

Bezueglich Milch, die auf wartenden Lastwagen vergammelt denke ich, dass es die gar nicht gibt, denn der Streik war ja Tage vorher angekuendigt worden. Insofern haette ich als Verantwortliche bei einem solchen Hersteller die Produktion rechtzeitig gedrosselt und gar nicht erst was auf die Reise geschickt Wink

In wiefern dann Ausfaelle aufgeholt werden koennen, weiss ich nicht, aber ein gewisser Schade bleibt mit Sicherheit.

LG
Carmen
Aehm, ich hab allerdings seit tagen keine Nachrichten geguckt, gibt es Reports ueber wartende LKW mit verderblicher Ware?
TV kucke ich eh nicht, aber ich habs mir so vorgestellt, weil ja eigentlich niemand wusste, wie lange der Streik geht, oder? Aber bei Apagorevtikó stellt sich dieselbe Frage, und da warten bestimmt Lastwagen mit verderblicher Ware. Uns wird im Supermarkt dann wirklich oft abgelaufene Milch anbeboten. Die werden echt noch ausgepackt und zu verkaufen versucht.

LG
Martina
Naja, apogorevtiko ist was anderes, das kann man schwer planen, weil es ja sehr kurzfristig windet. Der Streik allerdings war mindestens eine Woche vorher angekuendigt gewesen und so wird er zur planbaren Groesse.

Auch wenn man nicht weiss, wann er endet, kann man jedoch in etwa schaetzen, wie lange er *mindestens* dauert und die Produktion und den Vertrieb entsprechend steuern.

Ist ja nicht nur, dass die Milch versauern wuerde. Stell Dir mal vor, welche Massen an LKW den Hafen oder andere Wartehoefe blockieren wuerden - und gleichzeitig sind weder Wagen noch Fahrer anderweitig einsetzbar, wenn sie dumm rumsitzen. Die produzierenden Unternehmen muessen versuchen, dies zu verhindern, sonst wuerde ihr gesamter Ablauf zusammenbrechen.

Anders bei Supermaerkten. Die denken wesentlich kurzfristiger und haben viel weniger Ablaeufe zu koordinieren. Deren Denke ist ausschliesslich "Ich hab das bezahlt, also will ich das verkaufen". Richtig waere, dass sie eine entsprechende Ausfallversicherung haben oder zumindest ein Krisenmanagement. Ich meine, dass schon eine vernueftige Qualiatetskontrolle bei der Warenannahme helfen wuerde: Wenn angelieferte Milch nur noch 1 Tag haltbar ist und sie Mengen angeliefert bekommen, fuer deren Abverkauf sie 4 Tage brauchen - dann liegt der Fehler im Ablauf an dieser Stelle.

Dagegen muss sich der Supermarkt absichern und sei es, dass er eine Genehmigung einholt, solche Milch dann einzufrieren und tiefgefroren zu verkaufen, statt sie in den Regalen fuer 3 Tage vor sich hin gammeln zu lassen.

Aber womoeglich ist das zu advanced fuer einen kleinen Dorfsupermarkt Wink

LG
Carmen
Carmen schrieb:Richtig waere, dass sie eine entsprechende Ausfallversicherung haben oder zumindest ein Krisenmanagement. Ich meine, dass schon eine vernueftige Qualiatetskontrolle bei der Warenannahme helfen wuerde... ... dass er eine Genehmigung einholt, solche Milch dann einzufrieren ...
Hi Carmen, du hast doch hoffentlich nicht vergessen, in welchem Land du bist, oder? Smile
Ich denke, dass ist nicht nur für den Dorf Supermarkt zu viel verlangt, sondern landesweit zu viel zu hoch.
Ich denke, die Griechen kalkulieren das von Anfang an mit ein. Ich habe hier noch nie Klagen gehört. Egal ob die Müllabfuhr streikt, die öffentlichen Verkehrsmittel, die Banken etc. Klar, es wird viel geschimpft, aber eher aus persönlicher Betroffenheit und nicht wegen einem wirtschaftlichen Schaden. Ich wundere mich immer wieder, wie locker die Griechen mit solchen Situationen umgehen. Als hier in Athen letztes Jahr die Mülldeponie für eine Woche (oder mehr, weis nicht mehr genau) gestreikt hat, sah es katastrophal aus. Als die Deponie wieder auf war, war am nächsten Tag alles sauber. Die müssen durchgeackert haben wie die blöden. Aber klar, wenn's auch so geht, warum sollte man sich dann verrückt machen?
Ich könnte mir vorstellen, das die Unternehmen ihre Produktion wirklich komplett einstellen. Es herrscht hier nämlich auch nicht der "Zwang" alles trotzdem am Laufen zu halten. In D würde man weiter produzieren, weil man ja trotzdem versucht zu liefern. Hier dauerts dann halt nach dem Streik noch ein Weilchen bis alles wieder verfügbar ist. Hier werden die Klöße halt noch der Reihe nach gegessen und nicht das Unmögliche wahr gemacht.
Carmen schrieb:In wiefern dann Ausfaelle aufgeholt werden koennen, weiss ich nicht, aber ein gewisser Schade bleibt mit Sicherheit.
Der groesste Schaden ist dabei nicht der Ausfall.
Der allegroesste entsteht dadurch, dass die Inseln fuer ihre Einwohner ploetzlich Fallen sind und ihnen deutlich bewusst gemacht wird, wie sehr sie am Tropf haengen.
All die teils kostspieligen, in jedem Fall aber aufwendigen Bemuehungen, den Zentralismus zu bekaempfen udn die Leute zu bewegen, doch auf ihren inseln zu bleiben, werden damit komplett zunichte gemacht.
An Stuerme hat man sich dabei ja gewoehnt, es muss doch auch niemand verhungern, wenn mal eine Woche kein Schiff geht, aber dieses Gefuehl, *irgendwessen* Entscheidungen ausgeliefert zu sein, ist doch was ganz anderes. Denn dem Wetter trauen unsere Gastgeber immer noch mehr als ihren Mitmenschen...
Nun, ich denke, es gibt zwei Ebenen:

1. Den Grosskonzern, der hier auch nicht anders funktioniert, als anderswo, jedenfalls nicht im Kern. Und diese Leute planen durchaus und das sehr erfolgreich.

2. Den Spaetbauern in unterschiedlichen physikalischen Erscheinungsformen. Dieser Typus ist nicht nur im Haendler um die Ecke, im Nachbarn und im Muellproduzierer zu finden, sondern auch und besonders in der staatlichen Verwaltung.

Was meinst Du wohl, was passiert waere, wenn damals bei Nestle, Coca Cola, Delta und Kellog's eine Woche lang der Muell nicht beseitigt worden waere? Oder jetzt 4 Tage ins Blaue produziert wuerde, ohne dass die Ware abtransportiert werden koennte?

Unterschaetzt die Grosskonzerne mal nicht und setzt sie schon mal gar nicht gleich mit dem, was man so ganz augenscheinlich sieht.

Was Tobi anspricht, faengt dort an, wo der entwickelte Kapitalismus aufhoert und betrifft den spaetbaeuerlichen Bereich der lokalen Verwaltung und Verteilung. Wie oft haben wir hier ueber (mangelnde) Vorausplanung und (mangelnde) Voratshaltung gesprochen? Ueber enorme subjektive Anpassungsfaehigkeit an Krisensituationen (= griechische Patentloesungen), aber mangelndes Verstaendnis fuer vorauschauende Loesungen, BEVOR das Problem sich nicht mehr ignorieren laesst?

Das Problem laesst sich aus einem Grunde nicht so einfach loesen: Sollte sich jemand ein Herz nehmen, und das ganze Land einmal vernueftig durchstrukturieren, waeren gut 50% der Menschen arbeitslos. Und genau deshalb wird alles nur halbherzig angegangen: Fuer das griechische krisenmanagement braucht es 50 Leute, um die Sache irgendwie hinzumodeln. Vernueftige Planungen, Strukturen und Ablaeufe reduzieren diese Zahl ungemein.

Ich glaube, es ist Absicht, zumindest derjenigen, die denken koennen.

Carmen
Carmen schrieb:Sollte sich jemand ein Herz nehmen, und das ganze Land einmal vernueftig durchstrukturieren, waeren gut 50% der Menschen arbeitslos. Und genau deshalb wird alles nur halbherzig angegangen: Fuer das griechische krisenmanagement braucht es 50 Leute, um die Sache irgendwie hinzumodeln. Vernueftige Planungen, Strukturen und Ablaeufe reduzieren diese Zahl ungemein.
Da stimme ich dir absolut zu. Dies ist übrigens einer der Hauptgründe warum ich meinen früheren Arbeitgeber in D verlassen habe. Da wurde dermaßen "organisiert" das zum Schluss keiner mehr Zeit hatte mal aufs Klo zu gehen und deswegen im Voraus überlegte, ob er überhaupt was trinken sollte. Um dies zu erreichen, hatte man viele, teure Projektmanager, Consultants und andere Schlauberger eingestellt und ein schweine Geld in Geräte investiert die alles besser machen soll. Das Ende vom Lied war, die Kunden sind mit den gestressten Angestellten nicht mehr zufrieden, 10% der Angestellten haben ihren Job verloren und tragen nun nix mehr zum Wirtschaftswachstum bei und die Firma hat ihren Gewinn doch nicht steigern können, weil die schlauen Beraterköpfe die eingesparten Kosten aufgefressen haben.
Manchmal glaube ich, die Griechen sind doch nicht so dumm wie es manchmal den Eindruck macht. Hier gibt es noch Straßenfeger statt "schwer vermittelbare Arbeitssuchende".
Und wenn mal wieder gestreikt wird oder es schneit, dann lehnt man sich eben zurück und wartet bis es wieder vorbei ist. Und, bei den geringen Gehältern können sich die Firmen es schon mal leisten die Produktion zu drosseln. Man kann halt nicht immer Alles haben.
Entweder in einem teuren Land alles organisiert und lauter grandige Gesichter oder glückliche Gesichter bei Sonnenschein für wenig Geld wo nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht.
Carsten schrieb:Entweder in einem teuren Land alles organisiert und lauter grandige Gesichter oder glückliche Gesichter bei Sonnenschein für wenig Geld wo nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht.
Genau.
Glueckliche Gesichter bei Sonnenschein fuer wenig Geld.
Schoener haette es im Alltours-Prospekt auch nicht stehen koennen.
Leben wir eigentlich im selben Land?
Tongue
Hallo zusammen,
Streik ist das einzige Mittel abhängig Beschäftigter ihre Forderungen nach Verbesserungen von Arbeitsbedingungen, Bezahlungen etc. durchzusetzen.
Und Streik ist nur wirksam, wenn ein Schaden entsteht. Denn nur durch möglichst großen Schaden werden Arbeitgeber bereit sein auf Forderungen einzugehen.
Glaubt mal, dass der entstandene Schaden auch berechnet wird. Aber die geschädigten Arbeitgeber werden sich hüten die Größenordnung zu veröffentlichen.

Das war jetzt Frau Oberlehrerin, ja ich weiß.

Aber im Moment geht über Deutschland eine unglaubliche Propagandaschlacht gegen die Streikenden (u.a. im öffentlichen Dienst) durch die Medien, dass ich da echt empfindlich reagiere.
In Osnabrück werden streikende Arbeiter aus dem öffentlichen Dienst von der Polizei zusammen geschlagen um den blockierten Weg für die Streikbrecher freizuräumen. Diese Streikbrecher sind pikanterweise 1 Euro-Jobber, die zum Streikbruch gezwungen werden, sonst wird ihnen das Arbeitslosengeld gekürzt. (nachzulesen auf http://www.baso.info/)
Am Flughafen Düsseldorf streiken seit Anfang Oktober die Mitarbeiter von Gate Gourmet. (die beliefern die Flieger mit Essen) Denen wurde gerichtlich untersagt die Beladung der Flieger zu blockieren. Dort werden ausländische Sicherheitsdienste (arme Deuvel aus Polen, Rumänien etc.) eingesetzt um die Streikenden zu bedrohen. Streikbrecher halten unter Polizeischutz den Betrieb aufrecht. ( nachzulesen http://www.ngg.net/alle_streikzeitungen/)

Eure Diskussion habe ich nicht so verstanden, dass ihr den Streik als Mittel in Frage stellt. Aber bei dem was hier (in D) im Moment für ne Sch...ße propagiert wird, mußte ich einfach mal was dazu sagen.
Ich bin immer froh darüber, wenn es Arbeitnehmer gibt, die solidarisch gemeinsam für ihre Rechte kämpfen.

Sabine

Seit 30 Jahren bei einem Multinationalen Konzern, der Riesengewinne macht aber die Belegschaft im großen Stil verringert. Auch ich wurde letztes Jahr abgebaut, habe aber nach viel Kampf und Soldarität wieder einen festen Arbeitsplatz in der Firma bekommen.
Hallo Sabine,

die Beispiele sind erschreckend!

Nein, hier stellt wohl keiner den Streik an sich infrage - in einem in sich kranken System kann man wohl nur mit Gewalt auf Gewalt reagieren.

Ich wundere mich aber, dass Polzei ueberhaupt involviert werden darf? Das ist doch ganz eindeutig (gewaltsame) Parteinahme des Staates?

Gruss, Carmen
Tja Carmen,
da hast du eigentlich Recht, aber mitlerweile dürfen sie wohl.

Letzte Woche sind in der Schweiz 2 Polizisten freigesprochen worden.
Sie hatten bei einer Autobahnblockade (gegen den Gipfel in Evian) ein über die Autobahn gespanntes Seil durchgeschnitten. Leider hingen dort in "luftiger Höhe" zwei Menschen dran. Einer ist abgestürzt (wurde dabei lebensgefährlich verletzt) und ein Seilende konnte von den Demonstranten noch rechtzeitig festgehalten werden.
Nach meinem Verständnis sind das Mordversuche, oder mindestens vorsätzliche schwere Körperverletzung, aber die Zeiten ändern sich.

So, das hatte jetzt wieder nix mit Griechenland zu tun, jetzt hör ich auch auf, versprochen. Aber manches muss einfach gesagt werden.

Sabine
Hallo, Ihr Alle!
An dieser Stelle möchte ich erstmal folgendes feststellen:
Yiiiiiiiiihaaaaaaaa!!! Wir habens geschafft! Ausgewandert ins schöne Hellas! Allerdings sind wir noch nicht am Ziel ( Samos ) angelangt. Wegen des Streiks sind wir zur Zeit in Athen gestrandet, ist aber auch schön. Da wir letzten Samstag geheiratet haben, haben wir uns nun einfach dazu entschlossen das ganze als Flitterwochen zu nutzen. Da wir mit voll beladenem Pick Up unterwegs sind, haben wir nach einem Hotel mit eigenem Parkplatz gesucht und haben ein fantastisches 5 Sterne Hotel in Keramikos gefunden ( zu einem Preis zu dem man in unserer Heimat Köln vielleicht grademal in der Jugendherberge unterkäm) mit Blick auf Akropolis und so.Smile Einfach super!!! Wir fühlen uns total wohl und sind wahrscheinlich die einzigen, die sich über dn Streik freuen!!!! Abgesehen vielleicht von unseren beiden Wasserschildkröten, die wahrscheinlich die einzigen ihrer Rasse sind, die zur Zeit in einer 5 Sterne Badewanne leben. In diesem Sinne die besten Grüße von Anja & Ben, z.Zt. in Athina und hoffentlich ab Donnerstag auf Samos!!!
Na, dann herzlichen Glueckwunsch und viel Glueck Wink
Also, hier auf Kreta legen sich die Bauern zumindest MITNICHTEN zurueck, wenn gestreikt wird, Carsten!! Gestern haben sie versucht, einige im Hafen liegende Faehrschiffe abzufackeln, woraufhin saemtliche Boote vor der Kueste vor Anker gegangen sind, also ausser Reichweite des Mobs.
Dass ihre Waren, sprich Obst und Gemuese, am Hafen vergammelt, laesst sie alles andere als kalt und von irgendwelcher von dir beschriebenen Gelassenheit ist nicht die Rede!!
Heute nachmittag haben sie gegen 17.00 Uhr die Autobahn komplett gesperrt und ein bombastisches Verkehrschaos verursacht, keiner weiss, wann sie ihre Pickups wieder beiseite raeumen.
Das alles ist ja irgendwie auch verstaendlich, ich wollte mich ja auch nicht abrackern, nur um dann meine Waren am Hafen vergammeln zu sehen. Das legt auch den Verdacht nahe, dass die Bauern auch keine Entschaedigung fuer ihre Waren erhalten, sonst wuerden sie sicher nicht zu solch extremen Streikmitteln greifen, oder?

Wie dem auch sei, ich wollte damit nur sagen: Solange es nicht ans eigene Hab und Gut geht kann man sich wohl immer bequem zuruecklegen und die Dinge "gelassen" sehen. Finde ich uebrigens unmoeglich, denn aus reinem Mitgefuehl wird somit nichts getan, es "bringt" ja nichts. Aber das nur am Rande.
Und in meinem Bekanntenkreis wird nicht nur rumgemeckert, sondern auch versucht, was zu erreichen. Die Nationalitaet spielt dabei uebrigends nur eine untergeordnete Rolle.
Ich habs schon tausendmal gesagt: Wenn jeder vor seiner Tuer kehrt ists ueberall sauber.... naja, oder so aehnlich....Rolleyes

Ok, bin vielleicht etwas abgeschweift, sorry.

Bestreikte Gruesse aus Kreta, Susanne
Hallo Susanne, vielen Dank fuer den Beitrag! Kriegt man ja sonst nicht mit, was anders wo los ist...!

Auch bei uns in der Firma in Athen kriegen wir die Auswirkungen des Streiks mit, haben 50 Kisten mit Waren nach D zu verschicken. Wegen des Faehrenstreiks muessen die LKW der Transportfirma ueber den Landweg gehen, also die Eu verlassen.... oha! Papieraufwand hoch drei, Zeitverzoegerung hoch 5, Generve und Zusatzarbeit hoch sieben... und die Nachfrage meinerseits, ob wir nicht einfrach *typisch griechisch* die ganze Sache einfach eine Woche spaeter angehen koennten, wurde mit knapp verhohlten Morddrohungen ob des Stress wegen der termingerechten Fertigstellung quittiert...

Soviel zum Thema "Volkswirtschaftlicher Schade".
Der Streik hat uns eiskalt erwischt. Der wurde zwar rund 10 Tage vorher angekündigt war aber als ein 24 Stunden Steik gekennzeichnet. Mit wenigen Worten unsere Lastwagen waren bereits in Ancona als der Streik für weitere 48 Stunden verlängert wurde usw. Am Mittwoch sind die dann wieder richtung Deutschland gefahren um die bereits verdorbenen Waren zu entsorgen und durch neue zu ersetzten.
Jetzt zu der Frage was denn mit all den Lebensmitteln passiert.
Da kann ich nur sagen Friesland (Noy Noy) nimmt nie einen Lastwagen zurück das selbe gilt auch für Südmilch (Fage, Mevgal oder Delta).
Fleisch für den Otto normal Verbraucher, d.h. Fleisch bis ca. 4€/kg wird eigentlich auch nie weggeworfen.
Aus der Milch wird dann eben sofort ein Milko anstatt Fage fresko gala.
Das frische Fleisch (Karkassen) geht dann sofort in die Wurstverarbeitung sofern es nicht Tiefgefroren war. Wie wir immer spasshaft sagen: "Egal ob Hund Katz oder Maus Nikas macht ne Parisa draus"!
Die ganz grossen Verlierer waren die, die mit Obst Gemüse oder Blumen handeln. Nicht zu vergessen sind natürlich die Speditionen. Die werden immer nur für zugestellte Lieferungen bezahlt. Und da die ja mit geladenen Lastwagen in Italien standen, hatten die eben eine Woche Arbeitsausfall. Für unseren Spediteur, der drei LKWs hat waren das in dieser Woche rund 20.000 Euro.
Ich denke, der Streik hat an falscher Stelle Schaden angerichtet. Und war auch gar nicht von Anfang an so geplant. Versicherungen treten nämlich für den entstandenen Schaden nicht ein. Und am Ende waren es dann mal wieder die Klein und Mittelständischen Unternehmen, die den Schaden hatten.
Hallo flei,

Danke für deinen Beitrag. Hatte ich also doch Recht mit meiner Vermutung, dass da wohl einige Lastwagen stehen. Sehr interessant, was du geschrieben hast. Ich werde wohl in Zukunft von Supermarktfleisch und Parisaki absehen Wink.

LG
Martina
flei schrieb:Die ganz grossen Verlierer waren die, die mit Obst Gemüse oder Blumen handeln. Nicht zu vergessen sind natürlich die Speditionen. Die werden immer nur für zugestellte Lieferungen bezahlt. Und da die ja mit geladenen Lastwagen in Italien standen, hatten die eben eine Woche Arbeitsausfall. Für unseren Spediteur, der drei LKWs hat waren das in dieser Woche rund 20.000 Euro.
Ich denke, der Streik hat an falscher Stelle Schaden angerichtet. Und war auch gar nicht von Anfang an so geplant. Versicherungen treten nämlich für den entstandenen Schaden nicht ein. Und am Ende waren es dann mal wieder die Klein und Mittelständischen Unternehmen, die den Schaden hatten.
Da stimme ich vollkommen überein.
Ich finde es gut, dass wir in ein Europa leben , wo das Recht auf freie Meinungsäußerung
(Pressefreiheit ) und Streik fest verankert ist. Doch sollte man diese Mittel mit
Bedacht einsetzen!
Zum Streik: Die Seeleute hatten bestimmt genügend Gründe zum Streik, keine Frage.
Aber war auch bedacht worden, dass durch diesen Streik auch die o.a. Firmen
in den Ruin geführt werden können ( und vielleicht auch getrieben wurden ) und dadurch
wieder viele kleine Arbeiter und Angestellten arbeitslos werden ? Sofern die
Arbeitnehmerseite gewinnt, hat sich für sie der Streik gelohnt, da ja wesentliche
Forderungen durchgesetzt wurden. Aber wer entschädigt die am Streik unbeteiligten
Firmen und vor allen Dingen die Arbeitnehmer ??
Zum Beitrag von SabineSteiner: wie gut , dass es Pressefreiheit gibt. Natürlich ist es eine Sauerei, wenn Leute straffrei ausgehen, die ihre Mitmenschen zu Krüppel
gemacht haben. Dennoch, die ganze Aufmache des Links erinnert mich etwas
an Bildzeitungsniveau. Zum 2. Link: hoffentlich ruft die Gewerkschaft auch mal
zu einer Spendensammlung auf, um die Unbeteiligten in Not geratenden Mitmenschen zu entschädigen.
Hallo,

eigentlich fand ich den Streik auch sehr störend aber als damals die Banken streikten, es waren, wenn ich mich recht erinnere, 3 Wochen. In dieser Zeit war auch nicht an Geld zu kommen und es wurde damals kein Einberufungsbefehl zum Militär ausgestellt(mit Freiheitsstrafe für Befehlsverweigerung, wenn man nicht darauf reagiert), damit die "schlecht verdienenden" Bänker wieder an die Arbeit gehen. Deshalb meine ich sollte man doch bitte alle Arbeitnehmer gleich behandeln und wenn die Bänker sich das Recht herausnehmen 3 Wochen zu streiken, darf man es den Seeleuten nicht verbieten .
In meinen Augen war das in Deutschland so schön umschriebene "der Staat hat die Seeleute verpflichtet", doch etwas daneben. Man hätte sicherlich auch einen anderen Weg finden können.

Ciao Susi
RolfAusg schrieb:Da stimme ich vollkommen überein.
Ich finde es gut, dass wir in ein Europa leben , wo das Recht auf freie Meinungsäußerung
(Pressefreiheit ) und Streik fest verankert ist. Doch sollte man diese Mittel mit
Bedacht einsetzen!
Der letzte Ver.Di Streik liegt mehr als 10 Jahre zurück. Wann das letzte Mal NGG Kollegen gestreikt haben weiß ich nicht, muss aber lange her sein.
Und die Arbeits- und Verdienstbedingungen in Griechenland (Und wahrscheinlich auch besonders auf den Schiffen) sind, wie hier regelmäßig berichtet wird, nicht so dolle, dass die Seeleute keinen Grund hätten zum Streiken.

RolfAusg schrieb:Zum Streik: Die Seeleute hatten bestimmt genügend Gründe zum Streik, keine Frage.
Aber war auch bedacht worden, dass durch diesen Streik auch die o.a. Firmen
in den Ruin geführt werden können ( und vielleicht auch getrieben wurden ) und dadurch wieder viele kleine Arbeiter und Angestellten arbeitslos werden ? Sofern die
Arbeitnehmerseite gewinnt, hat sich für sie der Streik gelohnt, da ja wesentliche
Forderungen durchgesetzt wurden. Aber wer entschädigt die am Streik unbeteiligten
Firmen und vor allen Dingen die Arbeitnehmer ??
Die Situation der abhängig arbeitenden Bevölkerung hat sich immer nur durch Streik verbessert. Anfang letzten Jahrhunderts wurden die lebensbedingungen aller Menschen durch das Mittel Streik verbessert. Unsere Arbeitsbedingungen wären heute noch eine Katastrophe, hätten nicht mutige Menschen auch gegen schwere Repressalien und unter Einsatz des eigenen Lebens diese Arbeitskämpfe durchgestanden.
Ich arbeite in einer Branche in der der letzte Streik 1972 statt gefunden hat. Aber wir haben auch Lohnerhöhungen, 6 Wochen Urlaub, 37,5 h/Woche durch setzten können, weil die Kollegen der ÖTV und der IG Metall das in langen Arbeitskämpfen erstreikt haben.

RolfAusg schrieb:Zum Beitrag von SabineSteiner: wie gut , dass es Pressefreiheit gibt. Natürlich ist es eine Sauerei, wenn Leute straffrei ausgehen, die ihre Mitmenschen zu Krüppel gemacht haben. Dennoch, die ganze Aufmache des Links erinnert mich etwas
an Bildzeitungsniveau.
Gibt es noch eine andere Bildzeitung als die die ich kenne? Oder hat sich die Bild so verändert, dass sie sachliche Informationen verbreitet?

RolfAusg schrieb:Zum 2. Link: hoffentlich ruft die Gewerkschaft auch mal
zu einer Spendensammlung auf, um die Unbeteiligten in Not geratenden Mitmenschen zu entschädigen.
Die Menschen die bei Gate Gourmet in Düsseldorf arbeiten sind unbeteiligt in Not geratene Menschen.
Ihr Arbeitgeber will nämlich sowohl ihren Lohn als auch ihre Arbeitsbedingungen deutlich verschlechtern. Und ich gehe mal davon aus, dass du in etwa eine Vorstellung davon hast, was ein ungelernter Arbeiter monatlich verdient, der bei einer amerikanischen Finanzholding in Deutschland arbeitet und Verpflegung in Flugzeuge verlädt.
Z.B. einer der absurden Vorschläge war, dass die Arbeiter das Jahr mit 200 Stunden minus auf dem Arbeitszeitkonto beginnen.
Gate Gourmet hat z. B. in London 300 Streikende bei einer Betriebsversammlung in einem Versammlungssaal einen ganzen Tag lang eingeschlossen. Ohne Toiletten, ohne Verpflegung und ohne Fluchtmöglichkeiten. Das sind Kriminelle und das einzige Mittel der Gegenwehr ist die Arbeitsniederlegung.
Diese Firmen mit ihrem Gebaren sind der Grund warum soviele kleinere Betriebe kaputt gehen, nicht die Menschen die sich gegen sie wehren!
Und da viele der Arbeitnehmer wahrscheinlich zu dem armen Teil der Bevölkerung gehören, brauchen die dringend nicht nur moralische sondern auch finanzielle Unterstützung.
Es bleibt dir natürlich unbenommen für andere zu spenden, die auch Unterstützung brauchen.
Sabine
OK, zum grossen Teil sicher nicht unrichtig, was Du da schreibst - wiewohl mir als Selbstaendigem Forderungen nach 37 Stunden Arbeitszeit bei natuerlich gleichem Lohn abwechselnd Kopfschuetteln und Heiterkeit ausloesen - aber kommen wir mal laaangsam wieder zurueck nach Griechenland.
Und hier ist die Situation eine andere.
Waehrend in D Streik als Mittel zur Forderungsdurchsetzung sparsam und wohldosiert gehandhabt wird, ist das in GR mitnichten so.
Hier wird wegen jedem haarstraeubenden Mist sofort erstmal gestreikt. Andauernd und mit grosser Begeisterung. Hier streiken z.B. die Tankstellen, weil sie zur Einfuehrung von Registrierkassen gezwungen werden, also die Steuer nicht mehr bescheissen koennen.
Und laut lachen musste ich, als natuerlich auch sofort wieder die Bankangestellten mitstreiken mussten. Die streiken naemlich ungelogen im Schnitt 1 Woche im Jahr. *Jedes Jahr*
Das hat ueber die Jahre das verstaendnis der Bevoelkerung derart ueberstrapaziert, dass es ihr egal ist, ob es zur Abwechslung mal einen guten Grund fuer einen Streik gibt. So einfach ist das Smile
Sind die Bauern nicht auch bald wieder an der Reihe mit Streik? Die sperren doch jedes Jahr die Autobahn mit Ihren Traktoren.
Ich bin auch selbstständiger und kann mich Tobi nur anschliessen.
MfG
Tscharli
Tscharli schrieb:Sind die Bauern nicht auch bald wieder an der Reihe mit Streik? Die sperren doch jedes Jahr die Autobahn mit Ihren Traktoren.
Schade, dass wir keine Autobahn auf unserem Felsen haben... Smile
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