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Normale Version: Albaner in Griechenland
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Im Kontaktforum fragte Kiki, ob ich ihr was zu "Albanern in Griechenland" sagen kann...

Ein Land, das den Namen "Griechenland" traegt und einen kleinen Teil des Terretorium umfasste, das man heute als dieses kennt, wurde ca. 1830 gegruendet. Unter massgeblicher Beteiligung der damaligen europaeischen Supermaechte, die grosses Interesse daran hatten, die tuerkische Vorherrschaft auf dem Balkan und in Europa einzudaemmen und selbst ihre Machtsfaeren auszubauen. Es gab noch eine Reihe weiterer Kriege und eine grosse Anzahl weiterer Staatsgruendungen, die es so vorher nie gegeben hatte: Bulgarien, Rumaenien, Albanien etc. Bis der Balkan einigermassen so geformt war, wie wir ihn heute kennen.

Es gibt aeusserst wenige "eindeutige" historische Quellen, die die verschiedenen Laendergrenzen rechtfertigen und bis heute ist die Region ein Unruheherd. In jedem Fall mussten alle diese jungen Laender schnellstmoeglichst ein "Nationales Bewusstsein"" schaffen, wir sehen die Folgen daraus bis heute: in allen Laendern, aber fuer uns bedeutsam in Griechenland wurde ein "Nationalstolz" derart geschaffen, dass daraus eine enorme Fremdenangst und -Feindlichkeit entstanden ist, mit der auch wir uns rumplagen.

Albanien selbst hat als sehr junges Land eine bewegte Geschichte, es ist direkter Nachbar Griechenlands mit einer verhaeltnismaessig langen Geschichte. Waehrend des sogenannten Sozialismus unter Enva Hodscha waren die Grenzen hermetisch abgeriegelt, so dass keinerlei nachbarschaftliche Beziehungen stattfanden, da Griechenland aber in alle Richtungen von angeblich sozialistischen Staaten umgeben war, eigentlich *ueberhaupt keine*. Die verschiedenen Kriege des 20. Jahrhunderts, die innerpolitischen Probleme und zu guter Letzt die Diktatur sorgten dafuer, dass Griechenland vollkommen isoliert am oestlichen Mittelmeer vor sich hinwurschtelte, sehr viel mehr schlecht als recht.

Das alles aenderte sich erst vor kurzem und schlagartig, Griechenland prosperierte aufgrund von EU-Geldern und zunehmendem Einkommen durch Tourismus, gleichzeitig broekelten die Herrschaften in den umgebenden Laendern und es kam wieder zu einer Reihe von Kriegen auf dem Balkan, die Territorialfragen sind immer noch nicht abschliessend und fuer alle akzeptabel geklaert. Oekonomisch hat die Region enorme Probleme, besonders nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Anyway, Griechenland, das ueber Generationen in Isolation lebte und somit keine Gelegenheit hatte, das Zusammenleben mit Nachbarn innerhalb und ausserhalb der eigenen Grenzen zu ueben, sah sich ploetzlich mit der Grenzoeffnung einem Zustrom von Arbeitsemigranten konfrontiert. Und zwar einem sehr grossen, sehr ploetzlichen.

Die meisten dieser Arbeitsemigranten, fuer die dieses eigentlich "arme" Land immer noch mehr bieten kann, als ihr eigenes, sind Albaner. Die Zahlen, wieviele Albaner es in GR gibt, schwanken zwischen 500tsd. und 1 Mio. Die meisten sind sogenannte "Illegale", denn man verweigert ihnen die notwendigen Papiere oder anders herum, spielt seit 2 Jahren ein (piep) Spiel, um sie pausenlos am Rennen zu halten, ohne dass sie je die Chance haben wuerden, die Auflagen zur Erlangung der Papiere erfuellen zu koennen.

Uebrigens macht man es nicht nur Albanern schwer, sondern allen Auslaendern, wobei wir EU-Auslaender eben ein RECHT auf Legalisierung haben, die anderen eben nicht.

Nun laeuft hier genau das Muster ab, was zu erwarten ist, wenn man nicht zu Toleranz und Hilfsbereitschaft erzogen wurde: gerade Tuerken zB in D hatten es ja auch nicht beosnders leicht in D und auch dort findet man eine zunehmende Auslaenderfeindlichkeit.

Nun gibt es viele Vorurteile gegenueber Albanern, besonders was ihre Neigung zur Kriminalitaet angeht. Ich hatte mal eine Quelle im Internet gefunden, die darauf eingeht (ein Referat, das ein Uniprofessor aus Athen oder Saloniki fuer die Fuehrung der griech. Polizei ausgearbeitet hatte), ich versuche dieser Tage, sie wieder zu finden.

zB ist es so, dass die Knaeste voll von Albanern sind, die eingebuchtet werden, sobald ein Anfangsverdacht besteht oder sie ohne Papiere aufgegriffen worden, ein Albaner wartet *IM* Knast durchschnittlich ein Jahr auf seinen Prozess, waehrend ein Grieche ausserhalb innerhalb weniger Wochen vor Gericht steht. Aus der Quelle ging hervor, dass die Zahl der Kapitalverbrechen unter Albaner (und anderen Auslaendern) absolut wie relativ sehr viel geringer ist, als die von Griechen veruebten. Man nur eben viel schneller, viel laenger Auslaender einbuchtet.

Man sollte aus diesem Thema "Kriminalitaet in Griechenland" einen eigenen Thread machen, ich bin gern bereit, dazu Material zu sammeln.

Ein weiterer Fakt ist, wie eine Gesellschaft mit Menschen umgeht. Wenn Dir einer staendig auf den Kopf spuckt und Dich mies behandelt, wirst Du ganz schnell ganz mies, das glaub mir man.

Und zuguter Letzt kommt als ganz wichtiger Fakt noch die staatliche Politik hinzu: so koennen nicht alle Auslaender in Griechenland Abitur machen. Sie duerfen zwar die Schule besuchen, werden aber nicht zu den Pan Hellenischen Wettbewerben um Universitaetsplaetze zugelassen. Jedes Jahr wieder gibt es Streit, wenn der beste Schueler des Landes die Griechenland-Flagge der grossen Parade vorantraegt: die letzten drei Jahre war jeweils ein albanisches Kind, der beste Schueler...und durfte nie die Fahne tragen. Usw. Auslaender werden in GR nicht nur systematisch und von Staatswegen benachteiligt und als Erwachsene wie "Verbrecher von Geburt an" behandelt, diese Politik findet ihren Niederschlag ebenso in den Medien, Schulen, Kirchen etc. Ist allgegenwaertig. Wie gesagt, als EU-Auslaender sind wir immer noch an Rang 1, aber wir kriegen es trotzdem heftigst mit, zumindest hier in Athen.

So, ich habe jetzt einiges angesprochen, ich wuerde mich freuen, wenn daraus eine oder mehrere Diskussionen entstuenden.

Liebe Gruesse von Carmen

P.S. In der Buecherkiste findet sich einige ganz hervorragende Materialen zur Geschichte des Balkans und Suedeuropas.

> Albanien selbst hat als sehr junges Land eine bewegte Geschichte, es ist direkter Nachbar Griechenlands mit einer verhaeltnismaessig langen Geschichte.

Grenze. Mit einer verhaeltnismaessig langen GRENZE zu Griechenland.

Hallo!

Dein Bericht war ziemlich interessant zu lesen. Das Wissen, warum die Griechen die Albaner so behandeln, hatte ich mir vorher noch nicht angeeignet.
Auf Kreta gibt es natürlich ständig diese "Albaner/Türken-was wollen die hier" Diskussionen.
Einmal hat mich eine Frau per Anhalter ein Stück mitgenommen. Als sie mich dann absetzte meinte sie: "Achte darauf, dass du ein neues, heiles Auto anhältst, denn das gehöre dann einem Griechen und keinem Albaner. Denn den Albanern könnte man nicht trauen, die sind gefährlich."
Von Bekannten weiß ich, dass sie sich gar nicht trauen, türkische Freunde zu sich nach Kreta einzuladen. Mein kretischer Ex-Freund musste sich immer zweimal umdrehen, um zu verstehen, wie viele Türken man hier in D. antrifft.

Jen

Das mit den Albanern ist tatsaechlich ueberall zu beobachten - sogar bei Leuten, denen man es intelligenzweise gar nicht zutraut - die gehrinwaesche sitzt tief.
Der Motorradhelm ist abhandengekommen, keiner hat's gesehen. "War wahrscheinlich ein Albaner".
Witzigerweise gibt es bei uns auf der Insel ueberhaupt keine "illegalen" Albaner, dafuer ist sie wohl zu klein. Die haben alle Arbeitsgenehmigungen, leben ganz normal vor sich hin - und werden im Alltag in der Regel so behandlet wie die Tuerken in D vor 20 jahren. Sie machen halt die Muellabfuhr.

Mit den Tuerken wiederum sieht es auf Samos anders aus:
Wahrscheinlich durch die Naehe zur Tuerkei und die dadurch bedingte Tatsache, dass sich immer schon mal Tuerken hierher verirrt haben,
dass man durchaus rege handel treibt, gepaart mit dem Umstand, dass man vor 100 jahren ein pro Forma unabhaengiges Fuerstentum unter den Tuerken war und mit denen nicht viel
zu tun hatte und nicht zuletzt dadurch, dass man am Schmuggel untereinander gar nicht schlecht verdient, ist Tuerkenfeindlichkeit nicht soo ausgepraegt.
Allerdings; Sie sind auch keine Auslaender 1. klasse wie die gerne gesehenen Deutschen, man wuerde eher ungern die Tochter mit einem verheiraten. Aber ansonsten finden sich verblueffend wenige Ressentiments, und das, wo diese normalerweise das grundgeruest der politischen Weltanschauung vieler leute sind.

Ich glaube, Tuerken sind hier eben immer noch eine ganz andere geschichte als Albaner, Bulgaren oder Rumaenen.

Hier ist schon mal eine Datei, die ich wiedergefunden habe:

Einige "Mythen" zum Thema Mriminalitaet von Migranten.

Englisch.

http://users.otenet.gr/%7Ezelot/crime-migrants.pdf