Go2Hellas

Normale Version: Gehwege in Athen
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Hallo,
über das Athener Verkehrschaos ist ja schon viel geschrieben worden, aber was mich schon wirklich wundert sind die Gehwege. Nicht die alten, sondern die die erst kürzlich gemacht wurden und die die gerade gebaut werden. Von ein paar Ausnahmen abesehen wird das alte Muster weitergetrickt: 3 Gehwegplatten Breite und in der Mitte ein Orangenbaum. Klar, ich übertreibe, aber gibt es hier irgendjemanden, der das ganze plant? Gibt es eine Norm oder eine Empfehlung in der drinsteht wie breit zwei Menschen sind die nebeneinander herlaufen oder wie breit ein Kinderwagen oder Rollstuhl ist? Und: werden die Gehewege so gebaut, weil laufen eh nur eine Notlösung ist oder läuft niemand, weil es eben keinen Spaß macht? Gibt es NGO'S (politische Organisationen)oder Behindertenverbände die sich für eine andere Verkehrspolitik einsetzen?
Ich freue mich auf ein paar Ansichten!
Gruß Nicola
Die Gesetzeslage kenne ich auch nicht, aber besonders interessant an den Gehwegen finde ich, dass vor jedem Haus ein anderer ist, da es Sache der Hausbesitzer ist, den Gehweg anzulegen. Ob man sich da an Vorschriften halten muss? Sicherlich gibt es welche, aber wie werden diese befolgt?
Am interessantesten zu beobachten fand ich dieses Patchwork der Gehwege in der Haupteinkaufsstraße der Inselhauptstadt von Zakynthos. Eine gerade Straße mit (meistens) durchgängigen Arkaden. Ein Geschäft am anderen mit jeweils 3-5 Metern Breite und JEDES Geschäft hatte einen anderen Gehweg, nicht nur im Material, sondern teilweise auch in der Höhe unterschiedlich. Also der edle Schmuckladen mit blankem Marmor, neben dem Ramschladen mit Souvenirs, der nur zerbröckelnden Beton vor der Tür hatte, danach etwas grell gefließtes usw.
Individualismus pur, so kennt man GR.

Ich bin in Gr (vor allem viel in Athen) meist mit Kinderwagen unterwegs und man muss die Route schon sehr genau planen, um halbwegs vorwärts zu kommen, also eben nicht vor jeden Orangenbaum zu rennen und Kanten runterzustolpern. Problematisch sind natürlich auch die parkenden Autos liegt. Und in Deutschland regt sich jeder auf, wenn ein Auto mal fünf Minuten halb auf dem Gehweg steht.

Als ich vor 14 Jahren zum ersten Mal in Athen war, verstand ich auch, warum meine (jetzige) griechische Frau auch in Deutschland gewohnheitsmäßig die Straße benutzte, um als Fußgängerin vorwärts zu kommen.

Grüße,
Rainer
Das könnte vielleicht eine Erklärung sein! Da ich auch fast immer mit Kinderwagen unterwegs bin, laufe ich auch fast immer auf der Straße. Das macht aber keinen Spaß und ist gefährlich.
Wenn jeder Hausbestizer das selbst macht erklärt sich auch, warum plötzlich Stufen oder Bordsteine(!) drin sind, und warum Ausfahrten abgesenkt sind, wo eigentlich der Gehweg an Kreuzungen abgesenkt werden sollte. Wer plant eigentlich die Stadt???
Gruß Nicola
"Wer plant eigentlich die Stadt?"
Frag mich das in 1-2 Jahren wieder. Ich beginne in einigen Monaten mit einem neuen Forschungsprojekt, dass die Stadtentwicklung Athens im 20. Jahrhundert, vor allem die Stadtplanung zum Thema hat. (Ich bin Historiker.) Bis jetzt weiß ich nur, dass die administrative Kompetenz für die Entwicklung Athens im Laufe des 20. Jahrhunderts regelmäßig zwischen verschiedenen Ministerien hin und her geschoben wurde, was auch das Auffinden von Archivmaterial nicht einfacher macht. Ausserdem wurde natürlich, nicht zuletzt wegen des enormen Einwanderungsdrucks der 1920er und 1930er Jahre, sehr viel illegal errichtet und nachträglich legalisiert (oder auch nicht). Mehr Infos 2006.
Grüße,
Rainer
Rainer Liedtke schrieb:

> Frag mich das in 1-2 Jahren wieder. Ich beginne in einigen Monaten mit einem neuen Forschungsprojekt, dass die Stadtentwicklung Athens im 20. Jahrhundert, vor allem die Stadtplanung zum Thema hat. (Ich bin Historiker.)

Hi !

Könntest Du in dem Zusammhang auch mal recherchieren *wer* für *sowas* verantwortlich ist Wink ??
[Bild: 59.OLAGINONTAI(4).jpg]
Klingt ziemlich interessant! Ich bin Architektin - habe aber bisher noch keinen Kontakt zu Architekten knüpfen können, die müssten ja sowas wissen. Bisher konnte ich auch noch keine Diskussion im Stil von "Baunetz" finden. Allerdings belaufen sich auch meine Griechischkenntnisse bisher auf "ein Kilo Äpfel bitte".
Wenn der Bau von Fußwegen Privatangelegenheit ist, zeigt das die Wertigkeit.
Das "Olympic-Village" ist ja ein Vorzeigeprojekt - ich hab mal überschlagen: das (veröffentlichte) Verhältniss von Fahrstraße zu Fußwegen beträgt etwa 1:10!
Und darf ich fragen: was ist das für ein Forschungsprojekt? Für die Uni in Athen?
Wenn vieles auch nachträglich genehmigt wurde - irgendwer muß ja die Straßen planen und bauen - oder ist das auch private Initiative? Ein Ingenieur würde solche Steigungen jedenfalls nicht bauen! Bebauungspläne? Irgenwer muß ja auch mal am Anfang von irgendjeman Land kaufen und das ist sicherlich ein offizieller Vorgang mit Notar.

Also, ich würde mich freuen, hin und wieder mal was vom Stand der Ermittlungen zu hören!
GRuß Nicola
ROFL, die Version mit einer Strassenlaterne kannte ich noch nicht. Durchaus ueblich und sehr, sehr haeufig zu sehen sind Baeume, die durch Balkons gehen - oder wie in einem Fall, den ich in Drossia gesehen habe, durch das ganze Haus und oben neben dem Schornstein wieder raus.

Das auf dem Foto ist im uebrigen "rechtens". Denn der Bauherr hat den Balkon genehmigt bekommen, genau so, wie er gebaut wurde. Verantwortlich: Poleodomia.

Und die Stadt hatte beschlossen, an genau der Stelle die Strassenlaterne aufzurichten, niemand wird sie eines Balkons wegen wieder abbauen. Ich denke nicht, dass die Poleodomia die Plaetze fuer Laternen festlegt, doch wohl eher das Ministerium selbst oder irgendeine Stelle im entsprechenden Dimos? Keine Ahnung.

Jedenfalls sieht man mal wieder an diesem Beispiel, wie Machtkonflikte entstehen Smile

Carmen
Ein sehr hübsches Photo. Es soll ja auch Leute geben, die sich extra einen Baum ins Wohnzimmer pflanzen und dann hoffen, dass er irgendwann aus dem Dach herauswächst.

Leider werde ich mich mit diesen Exzessen wohl eher nicht beschäftigen. Mein Projekt läuft auch nicht an der Uni Athen, sondern wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines größeren Forschungsvorhabens zur Urbanisierung Europas im 20. Jahrhundert finanziert und wird an der Uni Gießen angesiedelt sein. Ich werde aber lange Zeit zur Archivarbeit in Athen sein.

Beginn im Frühjahr 2005, angelegt auf drei Jahre. Mein Schwerpunkt wird wahrscheinlich die Sozialgeschichte der Stadtplanung Athens zwischen den 1920er und 1960er Jahren sein. Wie wird was von wem und für wen geplant? Interessant ist, dass nahezu sämtliche Geschichten der Stadtplanung Europas vom westeuropäischen Modell her geschrieben sind. Athen und andere südeuropäische Städte passen da nicht rein. Nicht nur wegen Poleodomia, aber auch.

Grüße,
Rainer
Lustiges Bild, leider ne Fotomontage ! Bei oberen Balkon schimmert der Mast durch.
Trozdem nettes Bild
[Bild: 60.logo-kl.gif]
Volker Hartenstein schrieb:
> Lustiges Bild, leider ne Fotomontage ! Bei oberen Balkon schimmert der Mast durch.

Hi !
Hmmm, .. nix für ungut ... aber fotomontiert ist das wahrlich nicht sondern griechische Realität
Wink

Gruß Uli
Ich zweifel ja auch nicht an der "griechen Realität" - zutrauen tue ich das den Griechen schon" ich zweifle nur an dem Foto !!! Nix für Ungut
[Bild: 61.logo-kl.gif]
Ich weiß was du meinst, Volker, aber es ist
wahrscheinlich eher eine optische Täuschung.
Die Steine des Balkons haben eine
Schattierung die es aussehen läßt als wenn
der Mast ganz blaß dort weitergeht.