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Normale Version: Kosmopolitisches Kreta
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Hallo an alle!

Ich eröffne mal einen neuen Thread, nur so als Gedankenanstoß.

Mir fällt auf, dass "jedes zweite Posting" mit Kreta zu tun hat und "jeder Zweite" nach Kreta ziehen will.

Als diplomatische Diskussionsanregung in Sachen Kreta frage ich mal bei der Allgemeinheit und besonders den frischen, rosabebrillten Kreta-Fans harmlos an, ob sie schon mal was von Sprüchen gehört haben, die so beginnen: "Στην Κρήτη και στη Μάνη...", also "Auf Kreta und auf Mani...".

Wenn nicht, dann sollten sie sich mal ein bisschen damit befassen. Es geht hierbei um sehr spezielle Facetten genau dieser insularen Kulturen, deren negativste Form alle x Jahre mal in der Zeitung nachzulesen ist, und zwar als Nachricht über einen (seltenen) Fall von βεντέτα (vendetta), also Blutrache.

Im harmloseren Alltag könnte dagegen früher oder später mal so eine gewisse verstärkte Tendenz zu Aberglaube, Hokuspokus und ähnlichen Werten des 21. Jahrhunderts auffallen...


Wie war das nochmal soziokulturell so auf der Welt? Wo leben Menschen, die besonders weltoffen und aufgeschlossen sind? Auf Inseln?

Grüße...

Dimitris
Oh je, Dimitri,

wird mir erst jetzt so richtig bewusst, auf was ich mich vor grauen Urzeiten eingelassen hatte.

Wie ist das bei meinem Mann? ¼ sfakiotischen, ¾ maniotischen Ursprungs, allerdings in Athen aufgewachsen. Und er ist ganz zahm, geht noch nicht einmal in die Kirche und schickt Dich zum Teufel, wenn Du mit wissenschaftlich nicht erklärbaren Thesen ankommst.

Nennt man das jetzt „Des Widerspenstigen Zähmung“?

Gruss Inge
Inge schrieb:
> Oh je, Dimitri,
>
> wird mir erst jetzt so richtig bewusst, auf was ich mich vor grauen Urzeiten eingelassen hatte.
>
> Wie ist das bei meinem Mann? ¼ sfakiotischen, ¾ maniotischen Ursprungs, allerdings in Athen aufgewachsen. Und er ist ganz zahm, geht noch nicht einmal in die Kirche und schickt Dich zum Teufel, wenn Du mit wissenschaftlich nicht erklärbaren Thesen ankommst.
>
> Nennt man das jetzt „Des Widerspenstigen Zähmung“?
>
> Gruss Inge


Ah, eine erste Reaktion...

inwiefern sollen die "wissenschaftlich nicht erklärbaren Thesen", die ich in den Raum geworfen habe, was mit deinem Mann zu tun haben?... Womöglich (??) lebt er seit langem in Deutschland (Ort A), ist aber in Ort B (Athen) aufgewachsen, und ich habe was über Ort C (Mani, Kriti...) gesagt.

Mir kam nicht in den Sinn, dass man Mentalitäten sozusagen in den Genen mitnimmt, nur weil man zu 75% seine Ursprünge irgendwo hat... Dein Mann meint also, er sei aus Mani und nicht etwa aus Athen?... Aber darüber redete ja niemand.

Es ist doch gut, wenn er mich zum Teufel schickt. Das ist doch konstruktiv, was ich nicht ironisch meine... Im Sinne, wenn jetzt 50 Leute, die auf Kreta leben (nicht solche, deren Schwiegermutter des Cousins des Nachbarn mal einen Opa aus Kreta hatten) reagieren und sagen "alles absoluter Quatsch!", dann würde das doch schon mal in eine aufschlussreiche Richtung gehen.

Grüße...

Dimitris
Stell dir vor, ich und eine Freundin, die schon seit 16 Jahren auf Kreta lebt, diskutieren sehr detailliert die kretische Mentalität mit all ihren Negativitäten. Sie sagt selber, dass das Leben dort nicht einfach ist, aber trotzdem bestärkt sie mich darin, dorthin zu gehen und eine Weile zu leben, um mir selber eine Meinung zu bilden.
Dimitri,

was Du ansprichst, ist das Stadt-Land-Gefälle generell, wohl nicht nur auf die Inseln bezogen. Wobei wir auf Kreta, wo wir ganz gerne mal Urlaub machen, durchaus auch einen Unterschied zwischen Städtern (Heraklion) und der Landbevölkerung feststellen.Im Fall unserer Bekannten dort, handelt es sich allerdings um Leute, die studiert haben.

Wer dorthin zieht, sollte sich bewusst sein, ob er oder sie in einem „bäurischen“ Umwelt leben kann, denn Bauern sind sie fast alle, auch wenn sie ihr Geld während der Saison heute oft im Tourismus verdienen.
Ich denke, es hängt vor allem von den intellektuellen Ansprüchen und ferner davon ab, wie weit man bereit ist, sich unterzuordnen, ob man dort überleben kann oder nicht. Die Rückkehrerquote ist allerdings sehr hoch.

Die individuellen Ansprüche sind aber auch so unterschiedlich, dass ich persönlich es nicht wagen würde, jemanden davon abzuhalten, sein Glück dort zu versuchen.
Eher würde ich raten, sich hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten und Sozialabsicherungen -falls erforderlich– vorher gründlichst zu informieren. Dazu leistet dieses Forum ja seinen wertvollen Beitrag.

Vor allem sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass nach Rückkehr der Wiedereinstieg ins Berufsleben in Deutschland gerade heute sehr schnell versperrt sein kann. Wer noch sehr jung ist, kann sicher etwas herumexperimentieren, wer die 40 überschritten hat, wird ganz schwer wieder Fuss fassen können. Und mit unserer neuen deutschen Sozialgesetzgebung ist man dann ganz schnell ein Fall für die (gekürzte) Sozialhilfe.

Gruss Inge
hmm.. ja. Doch.
Nehmen wir mal Vendetta und extensiven Aberglauben als stark ausgepraegte Auswuechse von Eigenschaften wie "verstockt" und "rueckstaendig" - dann findest Du das natuerlich auf jedem aegaeischen Felsklumpen.
Auf Kreta und der Mani - wohl auch geschichtlich bedingt, aber da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster haengen, wir haben hier ja Experten - ausgepraegter als anderswo, aber in den Grundzuegen doch gleich.

Damit, da hast Du Recht, muss man umgehen koennen, wenn man es laenger aushalten will. Oder sich ein zivilisiertes persoenliches Umfeld suchen, was auf den groesseren Inseln ja moeglich ist - gerade auf Kreta, wo es eine nicht kleine intellektuelle Schicht gibt, die mit derlei Hokuspokus wenig am Hut hat.
Die Warnung ist in jedem Fall berechtigt, denn der romantische Traditionalismus der Landbevoelkerung war das allererste, was mir hier nach kuerzester Zeit irrsinnig auf den keks gegangen ist Wink
Wow, irgendwie fühlt sich hier ja jeder von jedem ganz fest auf die Füße getreten.
@Dimitri
Due schriebst:"Im harmloseren Alltag könnte dagegen früher oder später mal so eine gewisse verstärkte Tendenz zu Aberglaube, Hokuspokus und ähnlichen Werten des 21. Jahrhunderts auffallen..." Aufgewachsen als uneheliches kind in einer deutsch Kleinstadt habe ich erlebt, wie weltoffen auch das so moderne Deutschland ist. Man sollte sich doch arg mit Verurteilungen zurückhalten, denn auf Kreta ist es genauso schön oder schlecht wie an jedem anderen Ort auf dieser Welt. Es kommt immer auf die Menschen an, die man dort trifft. Bis jetzt habe ich auf Kreta durchweg Menschen getroffen, die in mir nicht die zahlende Touristin gesehen haben, sondern einen Menschen, den man gerne kennenlernen und mit dem man Zeit verbringen möchte. Hierunter waren gerade Menschen, die außerhalb der Touristenzentren lebten und tatsächlich so offen waren, sich mit Händen und Füßen mit einer Nicht-Griechisch-Sprechenden Frau zu unterhalten.
Also kann ich von meiner Seite aus festhalten: Ja, so wie ich Kreta kennengelernt habe, ist es ein offenes Stück Land, dessen Menschen offener ist, als so manche in deutschen Landen.
Nirgendwo ist perfekt, aber für mich ist es das schon.
Gruß
Barbara
Barbara,

es macht aber einen Unterschied, ob Du als eigenständige Persönlichkeit (ich gehe mal davon aus, dass Du dort nicht familiär gebunden bist, hört sich jedenfalls so an) und auf eigenen Füssen stehst, oder eingebunden in einen kretischen Familienclan lebst. In diesem Fall spielt sicher u.a. eine Rolle, wie stark Dein Partner ist, sich in seiner Familie durchzusetzen, wenn es darum geht, Dir Freiheiten zu lassen, die für Dich zur Selbstverständlichkeit gehören.

Freundlich gegenüber Fremden sind die Kreter (und nicht nur die Kreter) allemal. Gastfreundschaft, mitunter auch Neugierde (im positiven Sinn), gehören zur griechischen Mentalität. Das Blättchen kann sich aber ganz schnell wenden, wenn Du in eine Sippe aufgenommen wirst und Dich nicht nach den allgemeingültigen Regeln verhältst. Solche Fälle sind Dir sicher auch bekannt, denke ich.

Gruss Inge
Hey Inge,

klar ist mir das bekannt. Da ich aber als Kind einen Spießrutenlauf in einer Kleinstadt mitgemacht habe, wollte ich bloß zum Ausdruck bringen, daß solche Regeln auf der ganzen Welt gelten und Vertöße dagegen mit gesellschaftlicher Exkommunizierung bestraft werden. Und das vor allem auch im modernen Deutschland.
Gruß,
Barbara
Ich sehe diesen Beitrag etwas spät - bin ja auch eine von denen, die demnächst nach Kreta übersiedeln. Sicherlich in einer ziemlich entspannten Situation, als Rentnerin, nachdem ich seit 1990 auf dieser Insel immer wieder begeistert Urlaub gemacht hatte. Mich hat sie von Anfang an fasziniert, mit ihrer Landschaft, den Menschen und der Kultur. Deutschland ist mir immer mehr verleidet worden - ich halte das, was man als zivilisierte Kultur bezeichnen könnte, hier für sehr auf abschüssigem Wege befindlich. Ich habe hier einige sehr harte Jahre hinter mich gebracht und seit längerem diesen Schritt verfolgt, der nun im Frühjahr endlich wahr wird. Ob es ein Traum war - ich weiss es noch nicht, erhoffe mir aber einen Lebensabend, der mich befriedigt und zur Ruhe kommen lässt. Politische Diskussionen hier - die führen mir etwas zu weit. Ich weiss sehr wohl, dass auch auf Kreta nicht alles super läuft, daß die Menschen auch dort ihre Macken haben. Aber ich glaube einfach, daß das Positive überwiegt. Und ich glaube an einen Spruch, den ich kürzlich las: Nicht die Jahre unseres Lebens zählen, sondern das Leben in unseren Jahren. In diesem Sinne möchte ich diese Insel endlich richtig kennenlernen, wenn es meine Gesundheit erlaubt noch einiges erleben dürfen und in einem Bereich, der so vielen Menschen Kummer bereitet, dem Tierschutz, mithelfen so gut es geht, dort Verbesserungen zu erreichen.

Gruss
Marianne
Hallo Marianne,

Du bist Jüngeren gegenüber natürlich in einer priviligierten Position, brauchst Dich um Dein regelmässiges Einkommen nicht zu sorgen, bist keinen bösen Schwiegermüttern ausgesetzt, kannst machen, was Du willst. Solange Du keine Schafe klaust, wird man Dich sicher ruhig leben lassen. Du in Deiner Lage hast gegenüber anderen einen Riesenvorteil.
Wichtig ist m.E. in Deinem Alter, dass Du Dich sehr gut krankenversicherst.

Die veränderte Stimmung in Deutschland hängt m.E. in erster Linie von wirtschaftlichen Faktoren ab. Es ist aber nicht so, dass Kreta von der veränderten Weltkonjunktur abgeschnitten ist. Dort geht der Tourismus drastisch zurück, 2006 ist es mit den EU-Subventionen vorbei. Frust und Sorgen machen sich auch auf Kreta breit. Und die Menschen reiten nicht mehr auf Eseln, brauchen Geld zum Leben für ihre erhöhten Ansprüche. Die Stimmung wird sich auch auf Kreta stark verändern bzw. sie tut es schon.

Und wenn Du Dich tatsächlich im Tierschutz beteiligen willst, werden „Hämmer“ auf Dich zukommen. Du wirst mit Einstellungen konfrontiert werden, die Dir den Magen umdrehen und Du wirst die Menschen möglicherweise hassen lernen, es sei denn, Du setzt Dich mit der Politik und der Religion auseinander und erkennst, wer Schuld am Übel hat. Auf alle Fälle wirst Du im Moment gegen Windmühlen anrennen und Dir möglicherweise Feinde schaffen.
Einen entspannten ruhigen Lebensabend wirst Du sicher mit Deinem geplanten Engagement nicht haben können.

Ich würde mir an Deiner Stelle auf alle Fälle ein Standbein in Deutschland bewahren. Und das schöne alte Sofa würde ich auch irgendwie unterstellen. Solch ein Erinnerungsstück gibt man doch nicht so einfach her.

Grüsse Inge
Hallo Inge,

ich muss wohl mal erklären, warum ich mich hier an manchen Diskussionen nicht beteiligen kann - es hat echt noch damit zu tun, daß das finanziell einfach nicht geht - Internetnutzung stets in öffentlichen Stationen kostet Geld, und noch, wenn auch nicht mehr lange, ist das bei mir sehr knapp - deshalb geht es für mich hauptsächlich hier um Klärung der Dinge, die mit meiner Übersiedlung zu tun haben. Klönerei irgendwelcher Art muss zurückstehen.
Und was im Tierschutz auf Kreta läuft, das bekomme ich seit Jahren sehr gut mit durch meine Mitgliedschaft bei der Arche Noah Kreta, die ja über einen Förderverein schon von Deutschland aus viele Hilfsmöglichkeiten bietet. Ich werde mir schon in meiner Rentenzeit die nötigen Lücken schaffen, die mir erlauben, das auf Kreta zu erleben und aufnehmen zu können, was ich möchte. Einfach morgens oder abends mal am Strand einen Sonnenauf- oder Untergang geniessen, mit den Menschen in meinem Gässchen kommunizieren und mit denen, die ich im Laufe der Jahre schon auf Kreta kennengelernt habe - weg vom hiesigen stressigen Stadtleben - ich bin 62, da erhoffe ich mir noch einiges. Dass ich in der glücklichen Lage bin, auf Kreta nicht mehr arbeiten zu müssen, allenfalls zu dürfen, weiss ich sehr zu schätzen. Ein anderes Standbein könnte auch noch interessant werden - ich bin dann pensionierte und sehr langjährige, routinierte evangelische Organistin. Und auf Kreta scheint sich für die evangelische Kirche jetzt endlich etwas zu tun - es kommt ab November ein deutscher Pensionär erst mal eine Zeit lang dort hin, und das könnte für mich dann auch bedeuten, daß ich da etwas mit einbringen kann, was für mich keineswegs Arbeit, sondern eine kleine natürlich ehrenamtliche Nebentätigkeit bedeutet, die mir Freude macht.
Ich denke schon, daß ich meinen Schritt wohl überlegt angehe!

Gruss
Marianne
mhm wusste garnicht, dass böse Schwiegermütter ein so typisch griechisches Phenomen sind ?Smile) Was mich sehr wundert...habe da Grippe und daher im Bett und furchtbar Langeweile, letzte Woche Planet Wissen im SWR geschaut. Ging um "Muttersöhnchen" und oh Wunder, wo leben die Söhne am längsten bei Ihrer Mutter ? Nein, nicht in Griechenland, in "Bella Italia" . Die meisten bis zur Heirat und errm die Fallbeispiele hatten schon graue Schläfen <img src="images/icons/icon7.gif" alt="Smile)" border=0 align='absmiddle'>
Ob Du es glaubst oder nicht, der Trend geht inzwischen in Deutschland auch dahin, solange wie möglich zuhause zu wohnen, vor allem bei denjenigen, die sich noch in der Ausbildung befinden (Studium z.B.). Wir (älteren) haben hier in Deutschland dafür den Begriff „Nesthocker“. Der Grund hierfür liegt sicher mit an fehlendem bezahlbaren Wohnraum und höheren Ansprüchen an Wohnluxus gegenüber unserer Generation. Die Eltern in Deutschland sind heute auch wesentlich liberaler als früher, oft ist im Gegensatz zu früher auch zuhause genug Wohnraum für Rückzugsmöglichkeiten vorhanden. Als Muttersöhnchen würde ich diese jungen Männer nicht bezeichnen.

Tatsache ist, dass in Griechenland, besonders in ländlichen Regionen, der Einfluss der Eltern auf die Kinder u.a. bedingt durch materielle Abhängigkeit von den Eltern sehr viel stärker als in Deutschland ist. Wie überhaupt das griechische soziale Netz mehr oder weniger ein Familiennetz ist, nach wie vor. Hieraus entstehen Verpflichtungen.
Ausnahmen gibt es sicher auch.

Gruss Inge
Hi Annette,
ja, diesen TV-Beitrag habe ich auch gesehen und mich über einiges gewundert. Z.B. daß gesagt wurde, in Europa stehen die Italiener ganz am Ende, was das Kinderkriegen betrifft - erstaunlich, wo die doch auch allgemein als so vernarrt kinderfreundlich gelten!

Gruss
Marianne